Beschreibung
Kraut, geschnitten
färbt blau
Geschichtliches samt RezeptMittgard – Heidentum und Mittelalter
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Der Färber-Waid…
… wurde bereits in der Antike als Färbepflanze kultiviert und Hippokrates und Dioskurides nannten die Pflanze „isatis“, woher ihr lateinischer Name „Isatis tinctoria“ stammt (tinctus heißt färben). Cäsar berichtet in seinem „Gallischen Krieg“ von den Briten: „Alle Britannier hingegen färben sich mit Waid blaugrün, wodurch sie in den Schlachten um so furchtbar<er> aussehen; auch tragen sie lange Haare…“ Angeblich sind die Briten sogar nach dem keltischen Wort „brith“ für Farbe benannt. Archäologische Funde aus dieser Zeit wurden z.B. in Dragonby gemacht. Die Römer nannten die Pflanze „vitrum“, woher wohl der germanische Name Waid kommt. Der Waidanbau wurde besonders in Thüringen ab dem 9.Jh. großflächig betrieben. Vor allem Erfurt gelang im 12. Jh., als Zentrum des Handel mit Färberwaid, zu Macht & Reichtum. Das thüringische Waidblau wurde europaweit verhandelt. Erst während des 30jährigen Krieges nahm die Produktion stark ab, weil die Anbaufläche für Getreide genutzt wurde. Im 17.Jh. setzte sich außerdem langsam der blaue Indigofarbstoff aus Indien durch. Die Landesherren versuchten dem Niedergang des Waidanbaus mittels Verboten des Indigo entgegen zu treten, doch schafften es nicht. Der Farbstoffgehalt der Indigopflanze ist einfach viel höher. Als im 19.Jh. das Indigo-Farbpigment auch synthetisch hergestellt werden konnte, wurde auch immer weniger natürliches Indigo verwendet. Anfang des 20.Jh. stellte die letzte Waidmühle ihre Arbeit ein. Doch seit 1997 wird in der Nähe von Erfurt wieder Färberwaid angebaut und vermarktet, dank der Ökobewegung und auch dem Umstand, daß „Erfurter Blau“ für die originalgetreue Restaurierung von Kirchen und historischen Gebäuden benötigt wird.
Die Gewinnung des Waidblaus ist eine sehr aufwändige und geruchsintensive Angelegenheit. Im ersten Lebensjahr der zweijährigen Pflanze wird ab Ende Mai die Blattrosette dicht über der Wurzel abgestochen. Nach ca. 6 Wochen sind neue Blätter nachgewachsen, die man wiederum abstechen kann. So kann man bis zu 4 Ernten im Jahr einfahren. Die frisch geernteten Blätter wurden in einer Waidmühle zerstampft und auf einem großen Haufen 14 Tage lang gären gelassen. Aus dem vergörenen Brei wurden kleine Kugeln geformt und die Waidknechte übernahmen dann die unangenehme Aufgabe die Kräuterbällchen mit Urin anzufeuchten und sie ein weiteres Mal vergären zu lassen. Erst nach 2 Jahren Lagerung wurden die Waidbällchen nochmals mit Urin und Pottasche verrührt und konnten dann erst zum Blaufärben verwendet werden.
Der Begriff „Blau machen“ kommt wahrscheinlich davon. Der Urin wurde benötigt, um den Farbstoff „Indican“ aus der Pflanze zu lösen. Trank man dazu vorher noch ordentlich Alkohol, beschleunigte der Alkohol im Urin den Gärungsprozess.
Blau mit Waid
1 kg Waid- Pulver wird in 7,5 l kalten Wasser aufgelöst. Danach wird diesem Wasser 60 g Hydrosulfit und 250 ml 25% haltige Natronlauge zugeführt. Das alles müßt ihr langsam auf 50 Grad erhitzen und dann 15 min intensiv bei der Temperatur rühren. Dann 1 kg Wolle hinzugeben und etwa eine Stunde weiterkochen. Und nun wie gehabt: kühlen, spülen, trocknen.