Kultplatz-Sagen

Kultplatz-Sagen

Der Teufel in der Oberlausitz

Viele Orte beider Lausitzen haben Namen und Spureen vom Teufel. Einst wollte er von der Landskrone einen Stein auf die Peterskirche zu Görlitz schleudern, allein eine höhere Macht lähmte seine Rechte, er ließ ihn auf dem Wege dahin bei Biesig fallen, und man sieht die Eindrücke der glühenden Teufelskralle noch daran. Ein anderer Stein, vom Teufel nach der Kirche zu Ludwigsdorf geschleudert, fiel ebenfalls weit vom Ziele nieder, man kann ihn bei Hennersdorf noch liegen sehen. Auf dem Gipfel des Todtensteins bei Königshayn hat er seine Krallen eingedrückt. Auf dem Hochsteine daselbst hat er gesessen und sich die Kleider geflickt. Man sah noch vor 1807 die Vertiefung, wo er gesessen, und andere kleine, wo der Zwirnknaul und anderes Nähzeug gelegen, alle diese Löcher aber wurden im genannten Jahre bei Aufrichtung von Stangen zu Messungen unkenntlich. Beim Bau der Bautzner großen Mühle hat er wieder wacker mitgeholfen, sich aber dafür einen Mahlgang reservirt. Bei Arnsdorf ist im Busche ein Ruhestein des Teufels. Zwischen Gröditz und Weicha am Löbauer Wasser in der sogenannten Stala ist in einem Felsen ein Teufelskeller, welcher bis unter den Altar in Görlitz fortgehen soll. Da der Teufel von einem Geistlichen unter den Altar gebannt ward, so entschlüpfte er durch diesen Gang.
Zwischen Plischkowitz und Kleinbautzen findet man einen aus drei Steinmassen bestehenden alten altarförmigen Felsen, welcher ein etwas irreguläres, von Osten nach Westen zu 6 Ellen langes und 9 Ellen breites Viereck bildet, jedoch von der durch und durch gehenden ungefähr eine Elle weiten Spaltung in zwei Theile getrennt wird; an der östlichen Seite dieses sogenannten Teufelssteins bemerkt man einige Stufen, und an einem wahrscheinlich sonst oben darauf gewesenen, bei der Zerstörung dieses Altars in jene Kluft geworfenen 5 Ellen langen, 4 Ellen breiten und 3/4 Ellen dicken Steine sind zwei ovalrunde beckenförmige, sehr glatt ausgehöhlte Vertiefungen eingehauen, die für Eindrücke des Teufels gehalten werden. Nach der Volkssage rühren diese Eingrabungen davon her, daß der Teufel auf diesem Steine seine Hosen ausbesserte, welche er einst von einem listigen Müller, mit dem er ein Bündniß gemacht, auf ein Mühlrad verlockt, beschädigt hatte, und hier seine Scheere, Nadel und Fingerhut niederlegte. Nach einem andern Berichte hätte hier einmal ein Riese gesessen, der so groß war, daß er von da blos einen Schritt nach Klein-Saubernitz nöthig hatte, seine Füße reichten gerade bis zu dem großen Teiche, der jetzt aber besäet ist, wo er sich dieselben wusch, seine Pfeife zündete er sich bei der Gleierschen Windmühle an, auch schleuderte er einen großen ovalen Stein, der noch vorhanden ist, bis zu jenem Saubernitz, wo auch noch der Eindruck seiner Fußtapfen zu sehen ist.
Auch bei Kamenz giebt es einen solchen Teufelsstein, eine Stunde von der Stadt und gegen 500 Schritte östlich von der Senftenberger Straße. Dieser gegen 10 Ellen hohe Granitblock diente nicht blos zu einer Grenzscheide, sondern jedenfalls auch zum Opferaltare, und hatte eine fast froschartige Gestalt. Da wo er jetzt zum Theil abgesprengt ist, befand sich früher eine kesselartige Aushöhlung von mehreren kleinen Löchern umgeben. Man erzählt, daß, als das erste Gottenshaus in Camenz erbaut werden sollte, der Teufel den Baumeister zu verführen gesucht und ihm angelegen habe, jenen Fels dazu mit zu benutzen, weshalb er ihn auch zur bestimmten Stunde an Ort und Stelle schaffen wolle, allein der Teufel hatte seine Kraft überschätzt. Er legte zwar eine große Kette um den Stein, wovon als Eindruck noch jetzt an der östlichen Seite längs des untern Theils des Steins eine Vertiefung läuft, und hob ihn in die Höhe, allein er marterte sich vergeblich damit ab, denn als mit dem Schlage 12 Uhr der Mitternacht des bestimmten Tages es ihm noch nicht gelungen war, ließ er ihn aus Verdruß wieder umfallen, so daß er noch jetzt ganz schief, nach Biela zu hoch, nach Camenz zu geneigt liegt, und fuhr auf und davon. In einigen, noch vor 50 Jahren neben dem Steine vorhanden gewesenen tiefen Gruben, Erdkessel oder Teufelsgruben genannt, hat de Teufel zuweilen gekocht, und man hat dann in der Tiefe der Löcher es einem Hirsebrei gleich plappern hören, doch ist es gefährlich gewesen, Steine hinabzuwerfen. Ein Paar Hirtenknaben aus Biela, welche einst ihr Vieh daselbst hüteten, und den Teufel necken wollten, warfen Steinchen in seinen Brei, doch hat er dies sehr übel genommen, denn drei große schwarze Raben sind auf sie zu geflogen, und haben sie und ihr Vieh, welches später lange Zeit Blut statt Milch gegeben hat, mit Flügeln und Schnäbeln so übel zugerichtet, daß sie zur eiligsten Flucht in’s Dorf genöthigt wurden; darauf ist es lange Zeit den Hirten verboten gewesen, in der Nähe des Steines zu hüten. (Nach Gräve soll der Teufel alle Male am Vorabend der Walpurgisnacht hier sein Nachtmahl halten, sich von höllischen Geistern bedienen lassen, und nachdem er sich für den Walpurgisabend mit Speiße und Trank gestärkt und der Ruhe gepflegt hat, dann seine Reise fortsetzen.) Auch dem bauer, welcher das Obere des Steines absprengte, ist dies theuer zu stehen gekommen, denn seitdem ha er wenig gesunde Stunden mehr auf der Welt und von allen Bädern, die er besuchte, keinen Nutzen gehabt. Daß Schätze, eine ganze Braupfanne voll Gold unter diesem Steine liegen, wird in der Umgegend als gewiß versichert, denn man hat sie oft brennen sehen, auch zuweilen Geld dabei gefunden. Doch aber soll das Nachgraben darnach sehr gefährlich sein, da man den Zauberspruch nicht kennt, wodurch der den Schatz bewachende Geist zu bannen ist, wie es denn auch denen, welche es versuchten, gewöhnlich schlecht bekommen sein soll. Einst versuchten beherzte Leute aus den obengenannten umliegenden Dörfern zur Hebung des Schatzes den Stein zu untergraben. Doch obwohl es an einem schönen Vormittage geschah, ist doch plötzlich ein furchtbares Wetter mit Sturm und Gewitter entstanden, und ein herbeispringender Mann von verdächtigem Aussehen rief ihnen zu: „seht Ihr Verwegenen denn nicht, daß Eure Dörfer in hellen Flammen stehen?“ Erschrocken aufblickend haben die Arbeiter auch wirklich nichts als Rauch und Flammen gesehen, und sind sogleich nach ihren Orten geeilt. Doch dort angelangt, hat die Sonne freundlich geschienen, und ist nichts von einer Feuersbrunst zu bemerken gewesen, dadaurch aber die Lust wiederum nachzugraben allen Umwohnenden auf immer vergangen.
Einst war der Teufel auf dem Wege, um Kneschki,d.h. kleine Herren, Junker auszusäen. Als er nun von der Bautzener Gegend aus über Wittichenau, Hoyerswerda und Senftenberg kam, um in der Niederlausitz seine Saat fortzusezen, verlor er bei dem Dorfe Skoda bei Senftenberg einen solchen Kneschk. Aergerlich sagte er: to je skoda (das ist Schade)! weil er den Junker hatte für die Niederlausitz aufsparen wollen, wo es noch an solchen mangelte, und davon hat dann jenes Dorf seinen Namen erhalten.
Von Schwepnitz aus, nordwestlich in der Haide befindet sich eine kleine, kaum bemerkbare Anhöhe, der Teufelsberg oder das Teufelskanapee genannt. Dieses soll der Fleck sein, auf welchen der Teufel, als er vom Himmel herab gestürzt wurde, fiel, den er alljährlich an dem Tage, wo es geschah, besucht, und daselbst seine Ruhe pflegt, da man ihn denn ganz genau im damaligen Costüm mit zerbrochener Krone und zersplittertem Scepter schauen kann.
Ueberhaupt giebt es noch in Sachsen viele Ortsnamen, die auf Teufelssagen anspielen, so einen Teufelsberg zwischen der Stadt Colditz und dem Dorfe Lastau, ein Teufelsgehau, eine Crottendorfer Amtswaldung zwischen Rittersgrün und Wiesenthal mit dem Teufelsbrunnen, den Hauptquell des Erbisbaches, einen Teufelsgrund hinter Wehlen in der sächs. Schweiz, einen anderen am Hartenberge bei Roßwein, eine Teufelskluft oder die Prinzenhöhle, wo von Mosen und Schönfels sich 1455 mit dem Prinzen Ernst versteckt hatten, eine Teufelsmühle bei Pirna unter dem Wilischberge, einen Teufelsstein 1 1/2 Stunde von Johann Georgenstadt am Schwarzwasser, eine Teufelswand bei Unterblauenthal; Teusdorf bei Syhra ohnweit Frohburg heißt in Urkunden Teufelsdorf; zwischen Geithayn und Colditz nördlich von der Mark Otttenhain liegt ein Teufeslgrund, in welchem das in Urkunden erwähnte Teufelsdorf gestanden haben soll; den Teufelsgraben bei Coselitz kennen wir aus unsern Sagen, bei Pirna liegt ein Gut, Kleinseidewitz, das die Hölle genannt wird, denselben Name führt ein einzelnliegendes Wirthshaus zwischen Schönau und Wiesenburg an der Mulde, die Hölle heißt ein Thal bei Johnsdorf und dem Oybin, einen Höllengrund finden wir bei Hinterhermsdorf in der sächsischen Schweiz, und bei Oberpöbel im Amte Altenberg, einen Teufels- oder Höllengrund bei Rittersgrün, Höllenstegen heißte ein entlegener Theil von Posseck bei Oelsnitz, sonst giebt es noch einen Höllhammer bei Klingenthal, ein Höllhaus im Amte Schellenberg, ein Höllkruken, Amtsgut unter Lauterbach bei Oelsnitz, zwei Höllenmühlen, eine bei Augustusburg, die andere bei Rochsburg, eine Höllenwiese bei Blauenthal, einen Teufelssee hinter Arensfeld etc.

aus Preusker „Blicke in die vaterländische Vorzeit“ 1845

Der Gotschdorfer Heilbrunnen

Bei Gotschdorf und Neukirch, eine halbe Meile von Königsbrück, war in frühern Zeiten ein heidnischer Götzentempel mit einem heiligen Brunnen. Dieser Tempel wurde später in eine christliche Kirche verwandelt, aber nach wie vor kamen die Leute an gewissen Tagen, um in dem Brunnen zu baden und von seiner Wunderkraft immerwährendes Heil und Kraft zu erlangen, so daß die christlichen Priester Geld dafür nahmen und große Schätze sammelten. Erst als eine der vorigen Königsbrücker Herrschaften ihn überdecken ließ, hat er seine Kraft verloren, aber doch nicht gänzlich seine Heiligkeit eingebüßt. Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts kamen an einem bestimmten Tage des Jahres die Neukircher Burschen, um den Brunnen feierlich zu reinigen. – Eine halbe Meile von Königsbrück ist eine andere Quelle, welche die Eigenschaft haben soll, daß Steine, welche man hineinwirft und einige Zeit darin liegen läßt, weich werden. Im Jahre 1646 ließ der Freiherr v. Schellendorf, damaliger Besitzer von Königsbrück, die Quelle untersuchen und fassen, und es fand sich bald ein Zulauf von Leuten aus allen Ständen, die ihr Wasser als Heilmittel brauchten. Ein Bauersmann kam auch dahin und gebrauchte den Brunnen. Da er aber nicht sogleich eine heilsame Wirkung verspürte, verachtete er die Gottesgabe und sprach spöttisch: „Wasser ist Wasser, ich lobe mir eine Kanne Bier dafür“, worauf ihn der Schlag auf der Stelle rührte, daß er stumm geworden und hierauf in einigen Tagen geestorben ist. In derselben Gegend sind auch sonst zwei Salzquellen gewesen, deren Wasser die Landleute zum Salzen der Butter gebraucht haben, welche davon sehr schmackhaft ward, allein in der Hussitenzeit sind sie mit Schlamm verstopft und mit Gehölz überwachsen.

aus Haberkorn „Chronik von Camenz“

Die Sage vom Teufelsbruch

In der alten Zeit haben sich in diesem alten Steinbruche beim Dorfe Mockern südlich von Altenburg viele alte Männer und Weiber, die unsern Glauben nicht annehmen wollten, verkrochen, sie beteten hier ihr Teufel an, einen Schnegel, einen Bögel, einen Thorl, einen Crodel u.m.a. Sie haben Hexereien getrieben, alte Weiber haben hier zu Walpurgis und am Dreikönigstage gewahrsagt, auch das Vieh bezaubert; hierdurch sind die Leute furchtsam geworden und haben den Hexen, die gar nicht zu unserm Glauben zu bringen waren, viele Geschenke gemacht. In der katholischen Zeit, wo ein Mönch im Namen des Herrn Christus große Wunder that, wurden doch die Hexen einmal kleinlaut, nämlich der Mönch wettete mit dem obersten Hexenmeister, sein Herr Christus hätte mehr Gotteskraft als der Hexen Bögel und Schnegel etc. Die Wette wurde mit zwei großen Steinen versucht, die zu der Zeit auf der Höhe des Berges dort gelegen haben sollen, unter der Bedingung, wer von den Göttern den größten Stein am weitesten von dem Berge herabtrüge, der solle für den allerbesten Gott gehalten werden. Eine Nacht wurde dazu bestimmt. Am Morgen nach dieser Nacht versammelten sich die von unserm Glauben häufig, um zu sehen, ob der Herr Christus stärker als die Hexengötter gewesen wäre, und siehe der Mönch erzählte dem Volke mit großer Freude, daß er einen Stein, in welchem der Eindruck einer Hand zu sehen war und welcher der größere war, vom Herrn Christus vom Berge herab auf der Hand wie eine Feder getragen worden, während der Hexengott den andern, kleinern auf seinem Kopfe nicht so weit hätte tragen können, als der Herr Christus den seinigen. In dem vom Teufel getragenen war der Eindruck des Horns auf dem Kopfe geblieben. Dadurch wurden viele Teufelsanbeter bekehrt und nahmen den christlichen Glauben an: von dem Eifer, mit welchem der Mönch sie getauft, heißt der dortige Grund noch der Eifergrund. Die andern Hexen, welche sich nicht bekehrten, trieben verborgen in dem Steinbruche ihre Hexereien fort, bis Finkenheinrich sie insgesammt zu Tode steinigen ließ, weil sie seine Leute behext hatten. Doch spukten noch einzelne Teufel nach dieser Steinigung fort, bei Nacht mehr als bei Tag und bis auf die Gegenwart (es ist dies schon eine ziemliche Zeit her!) hat sich noch Furcht vor ihnen und der Name Teufelsbruch erhalten.

aus „Mittheilungen aus dem Osterlande“

Der dreibeinige Hase

Am frühen Pfingstmorgen ging ein Ronneburger mit seinem Söhnchen ins Johannisthal Maiblumen zu suchen. Wie sie an die sogenannten Schlachteichen kommen, siehe da sitzt mitten auf dem Wege ein Hase, auf den unser Hündchen zuspringt, aber gar bald heulend umkehrt und sich ängstlich zwischen den Füßen seines Herrn verkriecht. Während nun den Hund sogar Schläge nicht hervorbringen können, kommt auf einmal der Hase selbst auf die Drei los und richtig, es ist ein dreibeinig! Jetzt war nun das Davonlaufen an dem Herrn des Hundes, doch kamen sie glücklich durch eine Hecke ins Freie und nach Hause. Nur hat der Hund nachher triefige Augen bekommen und hat sich so zusammengekrümmt, daß er drei Tage nachher mit einem Stein um den Hals hat ins Wasser getragen werden müssen. An jenen zwei großen Eichen aber, welche die Schlachteichen heißen, weil die alten Heiden dort ihr Vieh zu schlachten pflegten, geht Niemand gern vorbei.

aus Eifel „Voigtländisches Sagenbuch“

Der Ursprung und die Wahrzeichen von Ronneburg

Am Oberrheine herum existirte einst eine Stadt mit Namen Ronneburg. Die Oberrheinischen aber wendeten sich später ins Voigtland, wo sie sich eine Stadt erbauten und dieselbe mit ihrer Umgebung zum Andenken an ihren frühern Wohnsitz Ronneburg nannten. Nach einer andern Sage hätte aber an der Stelle des heutigen Schlosses ein dem Gott Rone oder Raune, auch Radegast geheißen, geheiligter Hain sich befunden, und davon komme der Name.
Als Wahrzeichen der Stadt Ronneburg hat man spottweise stets den über die Stadtmauer hinausgehenden Abtritt des Ortsgeistlichen angesehen. Ein anderes ist die Gasse, welche die Siebenberge heißt, die Stadt ist nämlich, wie einst Rom, auf sieben Hügel gebaut und jene Gasse kam auf den siebenten zu stehen.

Die Sage vom Heidenkirchhof zu Radeburg.

Den Fußweg, der vom Städtchen Radeburg nach dem Dorfe Berbisdorf führt, durchschlängelt ein munterer Bach, der sogenannte Teis. Ein kleiner Steg bahnt dem Fuße den Weg über den selben, die Strecke aber, welche dem überblickenden Auge im wechselvollen Durcheinander von ödem Sturzacker und Tannenwald entgegensteht, ist der Heidenkirchhof. Hier giebt es Urnengräber in Menge, aber wenn auch Pflugschaar und Hacke sich bemühen, die Hügel grauer Vorzeiten zu ebnen, die Seelen der dort Begrabenen sind noch nicht zur Ruhe gekommen. Jeder vermeidet deshalb diesen Ort, allein einst kamen im Winter dort zwei Jäger hin, um dem Wilde aufzulauern. Klar schien der Mond auf die beeisten Zweige der auch im Winter grünen Tannen und die silbernen Lichtreflexe des Gestirns brachen sich auf der schneeigen Flur in wunderlichen Gestaltungen. Die Jäger warten auf Waidmannsruhe und regen sich nicht, da endlich erreicht der leise ziehende Ton ihr Ohr, welcher dem Wechsel des Wildes vorangeht. Hörbar knackt der Hahn, mit welchem Jeder sein Gewehr in Anschlag bringt. Regungslos stehen die beiden Gestalten, aber das geübte Auge vermag trotz der Mondesklarheit nichts zu entdecken. Immer näher, immer deutlicher hören sie den geheimnisvollen Ton, kein Lüftchen rührt sich, ein Klingen und Singen erfüllt die Atmosphäre und feiner Schnee wird den Jägern von unsichtbaren Händen ins Gesicht geworfen. Die Erscheinung verstärkt sich , aus dem Klingen und Singen wird Tausen und Brausen, kein feiner Schnee mehr, sondern große feste Schneebälle und zackige Eisstücke werden auf die einsamen Jäger geschleudert, die, wie festgebannt, sich nicht von der Stelle zu rühren vermögen. Endlich durchsaust ein rasender Sturm die entfesselten Lüfte und schüttelt mit dem verworrensten Stimmengetön die Samenkapseln der Bäume (die sogenannten Tannenzapfen) auf die Häupter der zitternden Jäger. Als die nächtliche Ruhe wieder eingetreten, begrüßte der Glockenschlag des Radeburger Kirchturms die erste Stunde des neuerwachten Morgens und die Gipfel der Tannen auf dem Heidenkirchhof grünten, vom schüttelnden Sturme des winterlichen Schmuckes beraubt, während kein Luftzug die angrenzenden Bäume der Schnee- und Eiskruste beraubte.

aus „Sachsengrün“ 1861

Der Obelisk bei Oehna.

Auf einem Bergabhange bei Oehna unfern Bautzen steht eine Spitzsäule mit dem Buchstaben B 1725 bezeichnet; dieselbe ist von dem Ortsbesitzer D. Brescius zum Andenken an den wendischen Gott Flins, dessen Bild man hier verehrt haben soll, errichtet worden.

Der Mordteich zu Schmannewitz bei Dahlen

Bei Schmannewitz, einem zu Dahlen bei Oschatz gehörigen Dorfe, das seinen Namen von dem dort in einem heiligen Haine von den Daleminziern verehrten Gott Schwantewit empfing, befindet sich ein Teich, der Mordteich genannt, wo einige Jungfrauen, die ihre Unschuld sich nicht hatten rauben lassen, ermordet worden waren und heute noch umgehen sollen. Dadurch, daß jeder Vorübergehende ein Reis auf ihre Grabstätte warf, schreibt sich die bedeutende Erhöhung des Bodens.

aus Hoffmann „Historische Beschreibung der Stadt Oschatz“ 1813

Das Götzenbild auf der alten Brücke zu Grimma

Auf der alten Brücke, die sonst zu Grimma über die Mulde führte – die heutige ist aus viel späterer Zeit – stand noch lange, nachdem die Sorben unterworfen waren, ein Götzenbild in Stein gehauen, welches drei Köpfe und Gesichter unter einem Hütlein hatte.

aus Albinus „Meyßnische Landchronica“

Der Goldkeller am Frageberg

Nordwestlich vom Czorneboh befindet sich der sogenannte Frageberg, den einige Felsen bilden: von diesen ist einer mit einem tiefen Loch versehen, in welchem sich die heidnischen Priester zu ihren Weissagungen begeistert haben sollen, wovon wahrscheinlich der Berg jetzt noch den Namen hat, und unter diesem Felsen befindet sich eine Felsenschlucht, in der ein großer Schatz begraben liegen soll. Einst weidete ein armer Hirte am Fuße dieses Berges, müde von des Tages Hitze legte er sich in’s Gras und hielt ein Schläfchen, als er aber erwachte, fehlte ihm eine Kuh, er stieg eilig den Berg hinan sie zu suchen, siehe da stand er auf einmal vor der Schlucht, er trat hinein, und sah sich auf einmal an dem Eingange eines großen Gewölbes, wo überall Gold und kostbare Edelsteine herumlagen. Schnell legte er Hut und Hirtenstab ab, um desto bequemer sich die Taschen füllen zu können, und nachdem er soviel genommen, daß er es kaum fortbringen konnte, eilte er jauchzend an’s Tageslicht. Siehe da fiel ihm ein, daß ihm sein Hut zurückgeblieben sei, er eilte also schnell zurück, stürzte in das Gewölbe, wo sein Hut noch unversehrt lag, allein als er dasselbe wieder verlassen wollte, da schlugen auf einmal die Pforten desselben zu, er war gefangen, seine Heerde kehrte ohne ihren Führer in’s Dorf zurück, und noch jetzt soll man des Nachts, wenn man sich dem Felsen nähert, schweres Seufzen aus demselben vernehmen, die Klage des für alle Zeit hier eingesperrten Hirten.

Der Thronberg oder Kronenberg bei Ebendörfel

Der Thronberg, bei dem eine Stunde von Bautzen entfernt gelegenen Dorf Ebendörfel, welcher sonst auch Traum- oder Frageberg genannt wird, heißt auch der Kronenberg, weil er in seinem Innern 7 Königskronen bergen soll. Es saßen nämlich einst 7 wendische Könige auf seinen Steinen und schauten hinab auf ihr Land und seufzten über den harten Druck der Deutschen. Da beschlossen sie, freie Männer zu werden, das aufgebürdete Joch anzuschütteln und einander beizustehen gegen die Feinde ihrer Nation. Eine blutige Schlacht entspann sich auf dem Berge, die 7 Könige fielen im Gefechte und wurden mit ihren Kronen unter 7 Steinen dort oben begraben. Die Grabsteine sind eingesunken, aber noch zu sehen, und die Gebeine der Fürsten längst zerfallen, aber ihre goldenen Kronen, auf welchen sie die Ihrigen, als sie das Schlachtfeld behauptet hatten, begraben hatten, liegen noch unversehrt da, von mächtigen Geistern bewacht.

aus Köhler „Der Czorneboh“ 1853

Das Veilchen vom Czorneboh

Als noch das Wendenland im heidnischen Aberglauben versunken war, da verehrten die Sorben einen Götzen, Czorneboh, von dem der Berg seinen Namen hat, weil er hier oben ein prächtiges Schloß bewohnte. Derselbe hatte aber ein liebliches Töchterlein, das er höher schätzte, als alle seine Schätze. Wie nun aber das Christenthum sein Licht auch in diese Gegend trug, da wußte er, daß sein Reich auf dieser Welt zu Ende war, und als das Kreuz zum ersten Male auf dem Berg erglänzte, da war der Götze zu Stein geworden und mit ihm sein stolzes Schloß, sein reizendes Töchterlein aber ward in ein bescheidenes Veilchen verwandelt. Alle 100 Jahre einmal in der Walpurgisnacht erwacht die Jungfrau zum Leben, und wem es beschieden ist, das Veilchen in diesem Augenblicke zu pflücken, der erhält die holde Jungfrau mit allen Schätzen ihres Vaters.

aus Köhler „Der Czorneboh“ 1853

Sage von der Gründung Löbaus

Auf dem Wege von Großschweidnitz nach Löbau befindet sich ein herrlicher Quell, mit welchem eine Sage von der Entstehung Löbaus zusammenhängt. Vor länger als 1000 Jahren lebte ein junger Slavenhäuptling, der die Tochter eines andern reichen Häuptlings hoffnungslos liebte. Mlink, so hieß der Verliebte, verübte Wunder der Tapferkeit, er kämpfte mit den furchtbarsten Bestien der Wälder, bändigte die wildesten Rosse und warf den stärksten Mann zu Boden, aber der Vater seines Liebchens blieb kalt und stolz gegen den Jüngling und duldete kaum, daß er mit der Jungfrau sprach. Da Marja, so hieß dieselbe, nicht zugeben wollte, daß der Geliebte sie entführte, gerieth dieser fast in Verzweiflung und sann unaufhörlich auf Mittel, das Herz des Alten zu erweichen. Als er nun einst in stiller Mitternacht mit Marja am Ufer eines Stromes lustwandelte, erschien den Liebenden plötzlich die Wunderfee Pschipowicza und verkündete Mlink, daß er nur immer gegen Sonnenaufgang ziehen solle, dort würde er nach Mühen und Kämpfen eine That verrichten, durch die er in Marja’s Besitz gelangen solle. Der junge Häuptling schied voll süßer Hoffnung von der Geliebten, bestieg sein treues Roß und zog den angegebenen Weg durch Wälder und Sümpfe, Einöden und Schluchten, bis er nach vielen Gefahren und Kämpfen in eine Gebirgsgegend gelangte, wo ein herrlicher Bergstrom dahinrauschte. Das Thal war reizend, und der Jüngling, entzückt von den Schönheiten der Natur, rief aus: „Jow sso mi lubi, hier gefällt es mir!“ Er beschloß hier eine Hütte zu bauen und eine Ansiedlung zu gründen. Mit Hülfe der ihn beschützenden Fee Pschipowicza kehrte er zur Geliebten zurück und erzählte deren Vater von seinem Zuge und wie er ein neues Paradies entdeckt. Darauf zog der Alte an der Spitze seines Volksstammes nach dem reizenden Lande, lichtete hier die Urwälder und erbaute das Dorf Altlöbau, wo der köstliche Quell entspringt, an dem man die wohlthätige Fee verehrte. Mlink und Marja aber wurden ein glückliches Paar.

aus Pönicke „Album der Schlösser und Rittergüter in Sachsen“

Das weiße Pferd zu Löbau

Die Stadt Löbau soll ursprünglich auf dem heute noch sogenannten Löbauer Berge angelegt gewesen sein, was man aus den naheliegenden Steinen und einem großen Steinwalle, der sogenannten Stadtmauer, geschlossen hat, weil aber ein weißes Pferd des Nachts allemal die Baumaterialien vom Berg wieder herabtrug, hat man den Bau auf dem Berge aufgegeben. Noch heute soll sich aber das Roß in der Nähe des Goldkellers zeigen und wehmüthigen Blickes nach seinen heidnischen Priestern suchen.

aus Borott „Der Löbauer Berg“ 1854

Der Semperstein

Im Johnsdorfer Thale bei Zittau ist ein Berg, der heißt der Semperstein. Er hat seinen Namen davon, daß sich im Kriege eine Wöchnerin dahin flüchtete, und dort ein Kind gebar. Die alten Slaven hatten nun aber einen Gott Zemberis, der die Erde berfruchtete, und mit diesem wurde die weibliche Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.

aus Haupt „Lausitzer Magazin“

Der Mordteich zu Schmannewitz bei Dahlen

Bei Schmannewitz, einem zu Dahlen bei Oschatz gehörigen Dorf, das seinen Namen von dem dort in einem heiligen Haine von den Daleminziern verehrten Gott Schwantewit empfing, befindet sich ein Teich, der Mordteich genannt, wo einige Jungfrauen, die ihre Unschuld sich nicht hatten rauben lassen, ermordet worden waren und heute noch umgehen sollen. Dadurch, daß jeder Vorübergehende ein Reis auf ihre Grabstätte warf, schreibt sich die bedeutende Erhöhung des Bodens.

Der Götterfelsen bei Meißen

Einer der angenehmsten Spaziergänge der Bewohner der Stadt Meißen führt nach dem Buschbade im Triebischthale. Hoch über dem Thalgrunde, der hier förmlich zum Kessel wird, erhebt sich ein Fels, dessen höchste, steil abfallende Kuppe ein hohes eisernes Kreuz ziert. Diesen nennt man den Götterfelsen (Götterberg). Dieser Fels soll seinen Namen davon haben, daß die Hermundurer auf ihm ihre Opferfeste hielten, und wahrscheinlich haben hier die Sorben ihren guten Gott, den Dobribog verehrt, wofür der Name des nahe gelegenen Dorfes Dobritz spricht.

aus Hofmann „Das Meißner Niederland“

Der Riesenstein in der Nassau

Auf dem Keilenberge bei Königsbrück, der jetzt zum Andenken des Königs Friedrich August des Gerechten der Augustusberg heißt, wohnten in grauer Vorzeit Riesen, welche mit einer anderen Riesenfamilie auf dem Kulmberge bei Oschatz in Unfrieden lebten und sich mit Riesentannen und Steinwacken von vielen Centnern warfen. In beiden Familien war aber je ein Jüngling zur Freude seiner Eltern über alle seine Verwandten an Größe und Schönheit hervorragend, und beide liebtenein Mädchen, die schöne Tochter des Fürsten des Elbgaues, Bila, der da, wo jetzt das Dorf Zadel liegt, auf einer Felsenburg thronte. Die Jungfrau erwiderte aber die Liebe der Riesensöhne nicht, und als dieselben bei ihrem Vater um ihre Hand warben, da gab ihnendieser die ausweichende Antwort, sie möchten dieselbe erst zu verdienen suchen. Es hatte aber ein Anderer das Herz des Mägdleins gewonnen und zwar ein armer Hirte, der die Lämmer desselben an den sonnigen Höhen des Golkgebirges weidete und einst, als die Prinzessin am Ufer des dort fließenden Gaserbaches (derselbe ergießt sich unterhalb der jetzigen Neumühle in die Elbe) eingeschlummert war, eine giftige Schlange, welche eben im Begriff war, dieselbe zu stechen, erschlagen hatte. Die aus dem Schlummer aufgeschreckte Bila, welche eben von dem Jüngling geträumt, sah in ihm nun ihren Retter und versprach ihm auch voll Dankbarkeit Herz und Hand. Lange aber blieb das Geheimniß der Liebenden den beiden Riesen nicht verborgen; einst sahen sie ihn seiner Bila, welche an jener Stelle des Baches auf ihn harrte, entgegen gehen, da erhoben beide, jener auf dem Keilen-, dieser auf dem Kulmberge ungeheure Steinblöcke und schleuderte sie ihm entgegen, er aber blieb unversehrt, denn er stand unter dem Schutze der Götter, weil er fromm und gut war. Als nun der alte FÜrst das Begebniß erfuhr, da nahm er ihn als Eidam an und errichtete zum Dank gegen die GÖtter auf einem dieser Steine eine Opferstätte. Dieser Stein ist unterhalb Zadel auf Golker Revier noch jetzt zu sehen: er führt den Namen Gose (Opferstätte), das gemeine Volk nennt ihn aber den Riesenstein. Ein zweiter Riesenstein aber am Saume der Nassau giebt Zeugniß von dem grimmigen Kampfe, in welchem die beiden Riesen, nachdem sie sich die schöne Bila für immer entrissen sahen, unter sich selbst entbrannten und bei welchem der Sieger den Besiegten nur noch kurze Zeit überlebte.

aus Grünewald „Meißner Chronik“ 1829

Ursprung der Stadt Goßenhayn

Im Kloster Zelle soll ein alter Stein gefunden worden sein, der besagte, die Stadt sei schon vor Christi Geburt durch Drusus Germanicus als Landesvestung gebaut worden. Er lautete also: „Hayn und Grimm, die ältesten beyden Städte in Osterland Lange vor Christi Geburt bekannt.“ Wahrscheinlicher ist es aber, daß diese Stadt, welche im 14ten Jahrhundert die Stadt zum Hayne genannt ward, ihren Namen von dem großen Haine hat, der einst um die Stadt herumging und worin die heidnischen Sorbenwenden ihren größten Götzen, den Swantewiz, von dem das nahe bei der Stadt gelegene Dorf Wantewitz seinen Namen her haben soll, verehrten. Darum war auch in dem großen Riesensaale des im J. 1701 ausgebrannten Residenzschlosses in Dresden die Stadt Hayn mit einem großen Walde umgeben abgemalt, in dem ein geharnischter Ritter hielt. Nach einer andern Sage käme aber der Name von den vielen Hagebuttensträuchen, so um die Stadt gestanden und deshalb ins Stadtwappen aufgenommen worden sind. (Heide weiß, daß das auf das selbe rauskommt)

aus Chladenius „Materialien zur Großenhayner Stadtchronik“ 1788

Der Wundersee zu Lommatsch

Etwas über eine Meile von der Elbe und eine halbe Stunde von der Stadt Lommatsch befand sicch früher ein Brunnen, der durch seinen Abfluß eine Art Teich bildete und Glomuczi oder Glomaci genannt ward und mit dem jetzigen Poltzschner See identisch sein soll. Bei diesem versammelten sich in den Zeiten des Heidenthums die Bewohner jenes Theils des heutigen Sachsens, die Daleminzier, jedes Jahr und faßten hier ihre politischen Beschlüsse, stellten hier auch ihre Gottheiten auf, und so kam es, daß häufig zur Verehrung derselben hierher gewallfahrt ward. Man hatte nämlich bemerkt, daß, wenn Friede im Lande und ein fruchtbares Jahr bevorstehe, auf der Oberfläche des Sees Weitzen, Hafer und Eicheln herumschwammen, wenn aber ein Krieg im Anzuge war, dann zeigte sich statt desselben Blut und Asche. Noch lange Zeit aber nach Einführung des Christenthums sollen die Bauern in der Umgegend diesem See mehr Glauben geschenkt haben, als einem christlichen Gebete in der Kirche. Von diesem Teiche sollen aber die Brunnen von Altlommatsch ihr Wasser und die Stadt selbst (früher Glomaci genannt) ihren Namen erhalten haben, und sonderbar ist es allerdings, daß derselbe weder Zu- noch Abfluß hat, und er bei anhaltenden Regen eher kleiner als größer wird, wogegen er bei großer Trockenheit desto mehr Wasser hat und die nahe gelegenen Felder überschwemmt. Des Nachts schwärmen in seiner Nähe viele Irrwische herum, und es soll überhaupt nicht recht geheuer da sein. Ähnlich war der heilige See zu Mockritz bei Dresden, der jetzige Mühlteich, den die slavischen Priester ebenfalls zu Orakeln benutzten.

aus Hoffmann „Geschichte von Oschatz“

Der Queckbrunnen zu Dresden

Zwischen der Gerbergasse und dem Eingang zur Grünen Gasse vor dem jetzigen katholischen Waisenhause befindet sich noch heute ein Brunnenhäuschen, dessen Spitze ein Klapperstorch ziert, und welches der Queckborn heißt, und von dem ein Sprichwort sagt, daß der Storch aus ihm die Kinder hole. Nach diesem ist schon um 1514 häufig gewallfahret worden, weil die Sage ging, daß, so eine unfruchtbare Frau von seinem Wasser tränke, diese durch die Gnade der h.Jungfrau mit Kindern gesegnet würde. Darum hat der Bischoff Johann von Meißen im J. 1512 die Erlaubniß zum Bau einer Wallfahrtscapelle zu Unserer lieben Frauen Queckborn ertheilt, welche jedoch später wieder einging,insofern der Zudrang der Gläubigen dahin so stark war, daß die übrigen Kirchen, besonders die Kreuzkirche, weil ihre Einkünfte dadurch geschmählert wurden, zu Rom um Aufhebung derselben einkommen mußten. Der Name Queckborn bedeutet übrigens soviel, als Lebensborn (von Queck = lebendig), nicht aber Viehborn, wie man ihn der Nähe der frühern Viehweide (jetzt Schützenplatz genannt) wegen hat deuten wollen. Der Brunnen selbst ist übrigens jetzt noch gangbar. (klingt mir sehr nach einem Brunnenheiligtum der Frigga bzw. Frau Holle)

aus Hasche „Diplom. Geschichte von Dresden“ 1781

Die Wunderburg bei Roßwein

In der Nähe der Stadt Roßwein liegt ein Hügel, auf dem schon im J. 723 eine Burg gestanden haben soll, worin ein Raubritter mit seiner Geliebten wohnte. Von dieser sogenannten Wunderburg sieht man aber jetzt nichts mehr als einen aufgeworfenen Erdwall. Außer diesem findet sich aber hier ein seltsamer Rasenkreis, ganz nach Art eines Labyrinths angelegt, wo sich früher die Jugend mit Tanzen zu belustigen pflegte. Dieser Kreis soll einst von einem zauberischen Mönche ausgetanzt worden sein, wie der Tanzkreis der Böhmenkönigin Libussa auf dem Wischerad bei Prag, den man noch jetzt zeigt.
(Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine sogenannte Troiaburg, ein bronzezeitliches Labyrinth, das zu Ostara ausgetanzt wurde, um so die Bewegungen der Sonne zu versinnbildlichen, die zu Ostara, durch Luftspiegelung, drei Sprünge macht)

Die Zaubereiche bei Großbucha

Bei Großbucha in der Nähe des Städtchens Lausigk stand früher eine uralte Eiche, die einen Umfabng von 27 Ellen hatte. Ursprünglich bestand dieselbe aus zwei Zweigen, von diesen war einer längst nich mehr vorhanden, der andere aber ist zu Anfange des 18.Jahrhunderts durch den Vorwitz eines Hirten, der darunter Feuer anmachte, umgestürzt und aus ihm sind 42 Klafter Holz gemacht, so wie ein Kahn für 8 Personen geschnitzt worden. Diese Eiche hat man die Zaubereiche genannt, weil man bei ihr zur Zeit des Heidenthums Gottesdienst gehalten hat.

aus Iccander „Sächsiche Kernchronik“

Das Marienbild zu Eicha bei Naunhof

Am linken Ufer der Parthe, drei Stunden nordwestlich von der Stadt Grimma und zwei Meilen von Leipzig liegt in der Nähe von Naunhof das Vorwerk Eicha. Dieses soll seinen Namen von einem hohlen Eichbaum haben, der zur Zeit der Sorbenwenden hier stand und unter welchem diese ihre Abgötterei trieben. Nachher ward der Ort angebaut und hier Messe gelesen. Denn im Jahre 1454 hat ein Fuhrmann, der bei bösem und grundlosem Wege mit seinem beladenen Wagen unweit dieses Ortes halten blieb, in seiner größten Angst und bei scheinbar unmöglicher Hilfe an dieser Eiche eine Tafel mit einem Marienbilde erblickt, ist vor dasselbe niedergekniet und hat gesehen, daß die Pferde den Wagen indessen fortzogen. Er hat darauf die Sage in Leipzig erzählt, man hat dann oft dahin gewallfahrt und von den gebrachten Opfern eine schöne Kirche der Jungfrau Maria zu Ehren gebaut.

Der Kirchbau in Crottendorf

Crottendorf, ein bedeutendes, zum Kreisamte Schwarzenberg gehöriges Dorf, welches besonders durch seine Marmorbrüche berühmt ist, soll seinen Namen von dem einst in der Heidenzeit hier verehrten Götzen Crodo erhalten haben – der in der Nähe des jetzigen Erbgerichts daselbst befindliche Felsen, der Liebenstein, wird als die Opferstätte desselben bezeichnet, – scheint aber noch eine ziemliche Zeit nach der Einführung des Christenthums seinem alten höllischen Besitzer sehr am Herzen gelegen zu haben. Denn als man daselbst eine Kirche bauen wollen, suchte er es auf jede Art zu verhindern und den Bau aufzuhalten. Darum riß er das Mauerwerk, was die Maurer den Tag über aufgeführt hatten, in der Nacht wieder ein und das zugehauene Bauholz und die herbeigeschafften Stämme schleppte er weit bis an das andere Ende des Dorfes, so daß am andern Morgen die Zimmerleute, statt in ihrer Arbeit fortfahren zu können, weiter nichts zu thun hatten, als das Gerüst wieder an seinen frühern Platz zurückzubringen. Da ging einst ein frommer Priester in demselben Augenblicke vorüber, wo sie eben beschäftigt waren, den vom Teufel angerichteten Unfug wieder gut zu machen, der segnete das smmtliche Holz und Baumaterial und nun mußte der Teufel dasselbe in Ruhe lassen, so daß der Bau bald vollendet war.