Nixen in Sachsen

Nixen in Sachsen

Sage vom Wassermann bei Oelsnitz

Wie fast jeder Fluß hat auch die Elster ihren Wassermann. Ich erinnere mich desselben aus mancherlei Gesprächen in meinen Kinderjahren. Derselbe soll eine kleine Figur haben, grüne Augen und grüne Haare und öfters um die Mittagszeit in der Nähe der Zahnmühle zu sehen sein, wo er am Ufer sitzt und sich die Haare kämmt. Viele Kinder und auch Erwachsene rühmen sich, ihn gesehen zu haben. Ihm soll es zuzuschreiben sein, daß die Elster jedes Jahr einen Menschen will. Zur Zeit meines Aufenthaltes im älterlichen Hause fanden allerdings Viele ihren Tod in der Elster, theils freiwillig, theils durch Verunglückung, ob aber dies gerade in jedem Jahr der Fall war, wage ich nicht zu behaupten. Wie es in neuerer Zeit sich verhält, ist mir unbekannt. Jedenfalls wäre es interessant, aus den Kirchenbüchern eine Uebersicht zusammen zu stellen, wann und wie oft Leute in den Fluthen der Elster den Tod fanden, um zu beweisen, ob der Wassermann wirklich jedes Jahr einen Menschen will.

aus der Erinnerung mitgetheilt von Julius Schanz

Die Wassermannsfrau und die Wehmutter

Es ging einmal in der Gegend des nach Bautzen gehörigen Dorfes Döbschütz eine Wehmutter am See vorüber. Da begegnete ihr eine große Kröte. Die Kröte saß traurig am Ufer und sah die Wehmutter mit betrübten Augen an und bat sie, sie möchte doch mit ihr gehen, ihre Herrin sei in Kindesnöthen und wolle gebären, sie würde sie gewiß reichlich belohnen. Die Wehmutter bedachte sich ein Weilchen, dann sagte sie: „ja! ich will mit Dir gehen, führe mich nur!“ Da sprang die Kröte sofort ins Wasser, das Wasser theilte sich und zeigte eine breite Treppe. Auf der Treppe aber stand ein junges Mädchen, das sagte ganz freundlich zu der Wehmutter: „steige nur getrost hinab, es wird Dir kein Leid widerfahren!“ Denn die Frau fürchtete sich. Doch sie stieg hinab ins Wasser, dasselbe schloß sich wieder über ihr und nun gelangte sie an der Hand ihrer Führerin in einen wunderschönen Palast von lauter durchsichtigen und glänzenden Krystallen und es war Alles sehr schön und prachtvoll eingerichtet und auf einem seidenen Ruhebette lag eine wunderschöne Frau in Kindesnöthen. Als Alles vorüber war und ein munteres Knäblein zur Welt gefördert worden war, da erzählte die Wöchnerin der Wehmutter, sie habe einst im See gebadet, da habe sie der Nix geraubt; anfänglich habe sie sich vor ihm gefürchtet, aber hernach sei sie seine liebe Frau geworden. Einmal kam auch der Nix ins Wohnzimmer, liebkosete die Frau und das Kind und belohnte die Wehmutter sehr reichlich und außerdem ward sie da unten fürstlich bewirthet. Als alle Gefahr vorüber war, führte das junge Mädchen die Wehmutter wieder auf die Oberwelt und das Wasser schloß sich wieder hinter ihr. Von ihrem reichlichen Lohne aber hat sie lange gelebt.

aus „Lausitzer Magazin“ 1842

Der Wassermann in der Lausitz

Der Wassermann, Nykus genannt, sowie seine Gemahlin verlocken an See und Flüssen die Vorübergehenden und ertränken sie sodann. Er thut dies auch mit Jedem, der in seinen Bereich kommt, denn er muß alle Jahre seine gewisse Anzahl Opfer bekommen, es seien nun Menschen oder Thiere. Wenn seine Frau an dem Ufer der Gewässer Wäsche trocknet, so ist regnerische Witterung und großes Wasser zu erwarten. Er erscheint in einer von einem Menschen in nichts unterschiedener Gestalt, und ist er auf trockenem Lande, so ist er unkräftig und man kann ihn gefangen nehmen und zu enem Diener machen. Mit seiner Frau zeugt er auch Kinder und diese gehen mit den Kindern der Menschen um. Die Töchter kommen auch wohl zum Tanze und verlieben sich in die hübschen Burschen. So kamen z.B. die Töchter des Wassermannes, wenn in der Schenke zu Lohsa Musik war, vor alten Zeiten auch immer dahin und tanzten ohne Scheu mit den jungen Burschen. Sie waren sehr schön und dabei hübsch geputzt und von den andern Mädchen nur dadurch zu unterscheiden und als Töchter des Wassermannes zu erkennen, daß ihr Rock stets einen nassen Saum hatte. Die eine verliebte sich in einen Burschen, welcher der schöne Georg hieß, ebenso er sich in sie, aber er scheute sich doch, in ihre Wohnung mitzugehen. Der Wassermann hatte aber damals seine Wohnung in dem an der Spree gelegenen und der Herrschaft gehörigen Teiche, welcher den Namen Ramusch führt und durch den jetzt der Fluß geleitet ist. Er begleitete seine Geliebte öfters bis hierher und ging auch endlich mit ihr. Der schöne Georg erzählte hierauf, sie habe, als sie zu dem Teiche gekommen, eine neue Gerte genommen und damit ins Wasser geschlagen. Dieses habe sich nun getheilt und sie wären auf einem schönen grünberasten Wege zu der Wohnung des Wassermannes gekommen und in dieselbe hieingegangen. Dort wäre es sehr schön gewesen und man habe ihn außerordentlich gut aufgenommen etc.
Den Wassermann, sowie seine Frau erkennt man, wenn sie sich in Menschengesellschaft begeben, auch an ihren triefenden Gewändern, und Ersterer trägt außerdem ein rothes Käppchen auf dem Kopfe, Letztere dagegen rothe Strümpfe an den Füßen. In der Zittauer Gegend sitzt er im ersten und letzten Mondviertel an den Ufern der Flüsse und zwar an Stellen, wo sie langsam fließen, tief sind und nicht rauschen. Sein Aussehen ist häßlich, er ist sehr bleich von Gesicht, und hat schwarze, lange bis auf die Schultern herabhängende Haare. Gekleidet ist er vom Fuß bis zum Kopfe in braungelbes Leder, das aus lauter kleinen Fleckchen zusammengesetzt ist. Diese pflegt er beim Mondenschein laut zu zählen, wobei er sich mit den Händen klatschend auf die Beine schlägt. An diesem Tone erkennt man ihn. Neugierige und Vorwitzige, die von dem Tone gelockt sich ihm näherten, sahen ihn dicht am überhängenden Borde sitzen und suchten ihn durch einfallendes Mitzählen und Klatschen zu unterbrechen. Er stürzte sich überschlagend ins murmelnde Wasser, ohne daß ihnen etwas geschah, dafür aber hatten sie das unangenehme Vergnügen, daß sie nunmehr alle Nächte das Klatschen und Zählen vor ihrer Wohnung mit anhören mußten, bis es sich traf, daß sie vor Aerger und Angst wieder einmal mitzählend einfielen, worauf sie ein lautes Gelächter vernahmen und fortan nicht weiter in ihrer Ruhe gestört wurden.

aus Willkomm „Sagen und Mährchen aus der Oberlausitz“ 1845

Die Wasserfrau und der Fleischerbursche zu Zittau

Oft kam die Wassermannsfrau nach Zittau, um Fleisch einzukaufen. Sie pflegte dabei immer ihren Weg durch ein kleines Pförtchen in der Straßenmauer zu nehmen. Einstmals kam sie auch zu einem Fleischer und wollte ein Stück Fleisch kaufen. Als es ihr der Bursche zurecht hacken wollte, hielt sie das andere Ende fest und der Bursche hackte ihr mit einem Beile aus Unvorsichtigkeit eine Finger ab. Die Wasserfrau schrie laut auf und rief zornig: „warte nur, dafür solls Du schon noch mein werden!“, lief wehklagend davon und ließ sich nicht wieder sehen. Der Meister ließ nun den Burschen drei Monate lang nicht über Land gehen um Einkäufe zu machen, daamit ihn nicht etwa die Wasserfrau sammt dem Vieh mordete. Aber nach dieser Zeit erlaubte er es dem Burschen und schickte ihn aus, um auf einem nahe gelegenen Dorfe ein Stück Vieh zu holen. Der Bursche mußte auf seiner Wanderung über einen ganz kleinen Graben, in dem nur ein ganz klein wenig Wasser war. Als er dahinüberging, packte ihn die Wasserfrau, tauchte mit ihm unter und ertränkte ihn in der Pfütze.* * Dasselbe erzählt man von der Wasserfrau bei Rothenburg.

aus „Lausitzer Magazin“ 1842

Der Nixtümpel bei Breitenhain

Unterhalb Breitenhain, einem Dorfe, nordwestlich von Altenburg, bei Lucka und der Luckaischen Flurgrenze ist am Reinbache eine sumpfige mit Gebüsch umgebene Wiese, der Nixtümpel genannt, wo Nixen hausten, welche ihre Wäsche trockneten, sich selbst im Dorfe Breitenhain sehen ließen und auf dem Tanzboden in der Schenke mit tanzten, ja einst aus einem Hause ein Kind entführten.

aus „Altenburger Kirchengallerie“

Die Saalnixe bei Kahla

Auch die Saale birgt, wie die Mulde, Elbe und Elster, Nixen. Oberhalb Kahla erhebt sich am Flusse eine hohe Felswand, dort läßt sich zuweilen im Sommer eine Nixe sehen mit grüngoldenem Haar, welche einen blitzenden Kamm in der hand hält und damit ihr Haar strählt. Die Jünglinge, die von ihrer Schönheit angelockt sich ihr nähern, zieht sie zu sich hinab in die Wellen, und ein Opfer dieser Art verlangt die Saale wenigstens jedes Jahr.

aus Eifel „Voigtländisches Sagenbuch“

Der Nixenstein bei Waldenburg.

Wenn man von Waldenburg (Altstadt) aus über den sogenannten Anger nach der Mulde zu geht, so erblickt man am Ufer des Flusses einen großen Steinkegel, der heißt der Nixenstein. Das kommt daher, weil, wie man sagt, unter diesem Steine eine Nixenfamilie wohnt. Dieselbe läßt sich auch den Umwohnern hin und wieder sehen, aber immer nur ein Glied derselben auf einmal. Die Einwohner von Waldenburg wollen sie daran erkennen, daß die zu derselben gehörigen Frauenspersonen, welche, wie gesagt, stets einzeln den Wochenmarkt in der Stadt besuchen, einen nassen Saum an ihrem Kleide haben. Geht man einer solchen Frauensperson bei ihrer Rückkehr aus der Stadt nach, so sieht man sie stets an dem gedachten Stein in der Erde verschwinden oder sich ins Wasser stürzen.

mündlich von Herrn Dr. Krause

Sagen von Elsterberg

Im Brunnen des Schlosses Elsterberg wohnt ein grüner Nix, der die Kinder hereinzieht. Er ist sehr tief und steht mit der Elster in Verbindung. Als die Herren von Loddaburg es bewohnten, warf einmal ein Diener eine Ente, der er ein rothes Bändchen um den Hals gebunden hatte, hinein und siehe! er sah sie tief unten im Grunde auf der Elster schwimmen. Dort ist auch eine goldgefüllte Braupfanne, welche eine weiße Jungfrau mit einem großen Schwerte bewacht. Man sagt auch, daß die mittlere Glocke daselbst aus Silber bestehe, angeblich hat sie im 30jährigen Kriege ein General Namens Bose aus Großglogau entführt und hierher gebracht. Ein anderes Glöckchen auf der Stadtkirche zu St. Lorenz war von Silber und läutete den Ablaß ein, der sich soweit erstreckte, als man ihren Schall hörte und weil man dies in Bünau noch konnte, mußten die Bauern von da ein Fuder Getreide an die Elsterberger Geistlichkeit jährlich zinsen, ja viele Nürnberger ließen sich auf dem dasigen Kirchhofe begraben, um jenes Ablasses theilhaftig zu werden. Im Schlosse wohnten einst Raubritter und diese hatten dasselbe mit einer andern Feste, die am Fuße der Weßnitz auf einem steilen Hügel errichtet war, durch unterirdische Gänge und eine lederne Brücke erstürmt und ihre Besitzer hingerichtet.

mündlich überliefert

Der Badenix bei Strehla an der Elbe

Bei dem dem Pflugkschen Geschlechte gehörigen Städtchen Strehla an der Elbe ist ein Felsen gelegen, der ungefähr 16 Ellen in den Strom hineingeht und gegen 180 Ellen im Umkreis hat, derselbe heißt der Nixstein. Von diesem wird erzählt, daß hier jährlich ein Mensch im Wasser umkommen müsse; auch soll hier oft Wäsche zum Trocknen aufgehängt sein, so den Nixen gehöre, zuweilen aber eine Person darauf sitzen, welche Schuhe flicke, und verschwinde, wenn Jemand zu dem Steine komme. Zuweilen kommt von hier ein Frauenzimmer in die Stadt, deren Kleider an den Füßen herum naß sind, die dann Waaren einkauft und wieder verschwindet.
Zu Anfange des 17ten Jahrhunderts ist ein Mann zu Pferde gestiefelt und gespornt zur Wehmutter der Stadt gekommen und hat sie genöthigt, mit ihm zu gehen, ihr auch heilig versichert, daß ihr nichts geschehen solle. Wie sie an den Felsen gekommen sind, habe er mit einer Schwibruthe daran geschlagen, da hat derselbe sich aufgethan und sie sind in ein verziertes Gemach getreten, worin eine kreisende Frau gelegen hat. Diese hat mit Hülfe der Wehmutter ein Kind zur Welt gebracht, darauf hat der Mann das Gemach verlassen und eine Mulde voll Ducaten hereingebracht und die Wehmutter aufgefordert, so viel zu nehmen, als ihr beliebe, diese aber hat nach vorhergegangener Warnung der Wöchnerin nicht mehr davon genommen, als ihr gebührte, worauf jener die Mulde mit den Worten „das hat dir Gott gerathen“ wieder hinausgetragen und die Wehmutter ohne Schaden nach Hause geführt hat. Das erhaltene Geldstück ist aber der Frau, so oft sie es ausgegeben, immer wieder von selbst in die Tasche zurückgekehrt.

aus Iccander „Sächsiches Kernchronicon“ 1722

Der Nixenhügel bei Rossendorf

Zwanzig Minuten von Eschdorf, nahe an der Bautzner Straße liegt das Dorf Rossendorf, und zu diesem gehört der sogenannte Rossendorfer Teich, in welchem die Prießnitz entspringt, ein Flüßchen, welches am Linckeschen Bade in Antonstadt-Dresden in die Elbe fällt und dessen Wasser höchst merkwürdige Heilkräfte auf Alle, die an Gicht und ähnlichen Krankheiten leiden, äußert und seine heilsamen Theile wohl meist aus dem Lager von bituminösem Holze zieht, das sich unter dem Teiche hin erstreckt. Aus diesem Teiche, wo sich seit 1835 ein Inselchen mit einer Jagdhütte zum Schießen wilder Enten befindet, ragte aber schon früher eine Erhöhung hervor, auf der sich nach einer Sage von 1690 früher sogar eine Kapelle, ein Altar der h. Barbara befunden haben soll, was freilich wenig zu dem Namen, der Nixenhügel, welchen ihr das Volk gegeben hat, paßt. Die Entstehung desselben wird folgendermaßen erzählt. In der Heidenzeit hatten sich zu Eschdorf schon Christen angesiedelt, bei denen Tanz und Spiel gerade so in Mode war, wie in unsern Tagen. Nun fand sich bei dergleichen Festen oft ein wundervoll schönes, Allen unbekanntes Mädchen ein, die äußerst knapp und reinlich gekleidet war, aber immer an ihrem Kleide einen nassen Saum hatte, als sei sie über thauige Wiesen gegangen. Neid und Neugierde plagte die Dorfbewohnerinnen gewaltig, zu erforschen, wer wohl die fremde Tänzerin, die allen jungen Burschen den Kopf verdrehte, sein möge; allein Niemandem gelang es, den Schleier, der über ihrem geheimnißvollen Kommen und Gehen ruhte, zu lüften, bis das Mädchen einmal einem hübschen Jüngling auf vieles Bitten erlaubte, sie nach Hause zu begleiten. Das Mägdelein führte ihnn über den Gückelsberg nach dem Rossendorfer Teiche, der damals ein großer See war, und an dem Ufer angelangt, wollte sie von ihrem Begleiter Abschied nehmen; da derselbe aber noch nicht scheiden mochte, so sprach sie: „nun wohl! heute Nacht ist mein Vater nicht daheim, Du magst mich also in unsere Hütte begleiten, kommt aber jener zurück und findet Dich, so ist es um uns beide geschehen.“ Der Jüngling ließ sich indeß nicht abschrecken, sie schlug also mit einer Ruthe ins Wasser und siehe, das Wasser theilte sich, so daß sie auf einem schmalen Pfad trockenen Fußes die Insel in der Mitte des Gewässers erreichen konnten. Hier angekommen, schlug das Mädchen abermals in das Wasser, und alsbald war der Pfad wieder verschwunden. Als der Morgen dämmerte, fing auf einmal der See zu brausen an, da rief die Nixe voll Schreck: „schnell verstecke Dich, mein Vater kommt, sonst sind wir verloren.“ Kaum hatte sie ihren Liebaber in einen dastehenden Backtrog gesteckt, so trat ein riesiger Greis in die Hütte, die Tochter sprang ihm entgegen und suchte durch Liebkosungen ihre Angst zu verbergen, der alte Nix aber schnopperte überall herum und sprach finster: „es riecht mir hier nach Christen.“ Da entgegnete das schlaue Mädchen: „wo sollen denn hier Christen herkommen? ich rieche aber vielleicht nach Christen, denn ich gestehe, daß ich in Eschdorf ein wenig in deiner Abwesenheit zu Tanze war.“ Der Alte schalt sie zwar etwas aus, allein er ließ sich doch endlich beruhigen, suchte nicht weiter, sondern warf sich auf sein Schilfbett, und bald verkündete ein heftiges Schnarchen, daß er entschlafen war. Als nun die Nixe ihrer Sache gewiß zu sein meinte, holte sie ihren Tänzer aus seinem Verstecke hervor und ließ ihn auf dieselbe Weise wieder entfliehen, wie er gekommen war; allein derselbe hatte an der einen angstvoll verlebten Nacht genug, er besuchte die Ufer des Sees nicht mehr, aber auch das Mädchen sah Niemand wieder.

aus Seidemann „Eschdorf und Dittersbach“ 1840

Der Nix in der Weißeritz

Auch das kleine Weißeritzflüßchen hat seinen Nix, derselbe hält sich aber gewöhnlich in Dresden auf und wollen ihn Viele indem hohen Wasserbette hinter den Rädern derHofmühle sitzen, sich baden und spielen gesehen haben in der Nähe des Ausganges des An der Weißeritz genannten Gäßchens in der Wilsdruffer Vorstadt.

Der Nix bei Grimma und am Schlosse Döben

Wenn man die von der Stadt Grimma nach dem Kloster Nimptschen führende Straße geht, sieht man jenseits der Mulde einen großen hervorspringenden Felsen, der Trompeterfelsen genannt, weil im 30jährigen Kriege einmal ein von den Feinden verfolgter Trompeter hier mit seinem Rosse glücklich in die vorbeifließende Mulde sprang und sie durchschwamm. Dieselbe ist hier unergründlich tief, und sieht man angeblich den Muldennix in weißen Hosen mit seinen Töchtern im Sommer unter diesem Felsen sitzen und die Schwimmer anlocken. Auch verlangt derselbe jährlich hier sein Opfer von einem Menschenleben. Unter einer anderen Gestalt zeigt er sich unterhalb der Stadt Grimma beim Schlosse Döben. Dieses alte Schloß liegt auf einem hohen, schroff von der Mulde aufsteigenden Felsen, an dessen Fuße ein schmaler Fußpfad, kaum für eine Person breit genug, nach der 1/4 Stunde entfernten, romantisch gelegenen Golzermühle führt. Vor einigen zwanzig Jahren hörte man von den Bewohnern der dortigen Umgegend oft, der Muldennix zeige sich unter der Gestalt einer Bäuerin in altfränkischer Tracht, in schwarzer Schooßjacke und rothem Frießrocke, den Kopf mit einer schwarzen Haube, die mit breiten weißen gepreßten Streifen besetzt sei, bedeckt. Diese sitze an heißen Sommertagen gegen Abend auf dem erwähnten Felsenpfade mit nach dem Wasser herabhängenden Beinen da, wenn aber Jemand sich nähere, überschlage sie sich und springe in den Fluß, der an dieser Stelle, ziemlich unter dem Schlosse, unergründlich tief ist und angeblich ein versunkenes Schloß in seinem Grunde birgt.

Die Nixkluft bei Waldheim

Es ist bereits bemerkt worden, daß es in der Mulde Nixen geben soll, und hat schon Luther in seinen Tischreden (siehe „Vom Satan und seinen Werken“) ausdrücklich darauf hingedeutet, und die Sage läßt solche beim Kloster Zelle, in der Roßweiner Gegend unter dem Schlosser Berge, dem Troschauer Winkel, Nonnenholze etc. in männlicher und weiblicher Gestalt erscheinen. Allein namentlich erblickt man auch am Ufer der Zschopau bei Waldheim noch heute einen Felsen, in den vom Wasser aus eine Höhle hineingeht, welche die Nixkluft heißt und in die man jetzt nur auf Kähnen gelangen kann. Hier soll der Nixenfürst der Zschopau seine Wohnung haben. Dieser hatte drei schöne Töchter, welche sich gern unter die Menschen mischten. Sie gingen oft im Neumond nach dem eine halbe Stunde von Waldheim gelegenen Dorfe Dietenhayn zu Tanze. Ihre Kleidung war weiß, und trugen sie ls Gürtel ein Band von grünem Schilfrohr, um den Hals ein Perlenhalsband und am Busen eine Wasserrose. Hier tanzten sie die ganze Nacht mit den jungen Burschen des Dorfes, wenn aber das Wasserröslein zu verwelken begann, dann gingen sie heim; denn dies bedeutete für sie, daß die Morgenrötheim Anbruch begriffen sei. Sie ließen sich auch von ihren Tänzern bis in den am Ufer befindlichen Wald bringen, dort aber bestanden sie stets darauf, daß jene zurückblieben. Dies thaten sie lange Jahre, denn ihre Schönheit blühte unvergänglich. Da faßten einmal drei junge Gesellen den Plan, sie über die gewöhnliche Zeit zurückzuhalten. Es gelang ihnen auch, durch süßes Kosen die Mädchen so zu beschäftigen, daß sie das Welken ihrer Rosen erst bemerkten, als schon die ersten Wölkchen Auroras am Horizont erschienen. Sie eilten zwar schnell aus den Armen ihre Liebhaber ans Ufer zurück, allein dort traf sie der erste sonnenstrahl und ihre Körper zerflossen in drei Silberbächlein, die durch die Wiesen nach dem Fusse rannen, mitten durch diese aber zog sich ein rother Faden und dies war ihr Lebensblut.
Seit dieser Zeit erschienen sie nicht wieder, ihr Vater aber verlangt jedes Jahr ein Opfer von einem Menschenleben in der Nähe dieser Stelle.

Die drei Goldstücke der Familie von Hahn

In der Nähe der Stadt Leipzig ward eines Tags eine vornehme Frau von Adel aus dem Geschlechte derer von Hahn durch eines Meerweibes Zofe genöthigt mit ihr zur Wehmutter unter den Fluß zu gehen. Da es denn geschehen ist, daß sich das Wasser voneinander theilte, und sie beide durch einen luftigen Weg tief in das Erdreich geriethen. Da hat denn die adelige Frau ein kreißendes kleines Weiblein gefunden und ist flugs zu ihr hingebracht worden, ihr in den gegenwärtigen Kindesnöthen beizustehen und hilfreiche Hand zu leisten. Darauf hat sie wieder ihren Abschied begehrt und sich angeschickt nach Hause zu eilen. Indem sie wegfertig ist, ist ein kleiner Wassermann zu ihr gekommen und hat ihr ein Geschirr voll Asche zugelangt und sie erinnert, sie möge sich soviel herausnehmen als sie begehre für geleistete Bemühung. Darauf hat sie sich jedoch geweigert und nichts nehmen wollen. Wie dies geschehen, hat der Mann gesagt: das heißt Dir Gott sprechen, sonst hätte ich Dich umbringen wollen. Hiermit ist sie fortgegangen und von der Zofe nach Hause gebracht worden. Wie sie nun dorthin gelangt, soll die Magd drei Stücke Goldes hervorgezogen und der adeligen Frau verehrt haben, dabei gedenkend, sie solle solchen Schatz gar wohl verwahren und nicht abwendig von ihrem Geschlechte werden lassen, sonst werde ihre ganze Familie durch Armuth verderben, da sie sonst die Hülle und Fülle oder Ueberfluß in allen Sachen haben könne, sofern sie dieses Andenken richtig verwahre. Darauf ist die Magd wieder weggegangen, die Frau aber soll das Geschenk nach ihrem Tode ihren drei Söhnen mit obenerwähnter Vermahung übergeben haben. Davon haben noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zwei Herren dieses Stammes ihr Goldstück besessen, das dritte aber ist von iner Frau verwahrlost worden. Diese ist endich gar armselig zu Prag gestorben und hat also mit ihrer Linie eine Endschaft genommen.

aus Prätorius „Neue Weltbeschreibung“

Die Magd bei dem Nix in der Nähe von Leipzig

Um das Jahr 1664 lebte auf einem Dorfe bei Leipzig eine Magd, welche drei Jahre bei einem Nix unter dem Wasser gedient und ihrer Aussage nach ein gutes Leben und allen Willen daselbst gehabt hatte, nur daß ihr Essen stets ungesalzen war. Deswegen hat sie Ursache genommen, wieder wegzuziehen. Weiter soll sie auch gesagt haben, daß sie nach dieser Zeit nicht über sieben Jahre leben würde, davon sie nur noch drei Jahre in Rest habe.

aus Prätorius „Neue Weltbeschreibung“

Das Nixweibchen bei Leipzig

Sonst hat sich bei Leipzig auf der Straße oftmals ein Nixweibchen sehen lassen. Es ging unter andern Bauersweibern mit dem Tragkorbe auf den Wochenmarkt, um den Hausbedarf einzukaufen. In der Kleidung unterschied es sich von anderen dadurch, daß seine Unterkleider jederzeit zwei Hände breit naß waren. Uebrigens redete es mit Niemandem, grüßte und dankte auch Niemandem auf der Straße, wußte beim Einkauf so gut wie andere Weiber zu dingen und zu handeln. Einst gingen ihr auf dem Rückwege zwei Personen nach. Diese haben gesehen, wie sie an einem kleinen Wasser ihren Tragkorb niedersetzte und wie derselbe, während sie ins Wasser tauchte, augenblicklich verschwand. Prätorius erzählt im „Abenteuerlichen Glückstopf“, im Juni 1669 habe sich zwischen dem Ranstädter und dem Barfußthore etliche Male ein Nix schwimmend auf dem Wasser sehen lassen, und da sei am 9.Juli desselben Jahres hier der Sohn eines Eseltreibers, Brose genannt, ertrunken. Überhaupt soll der Nix in den Flüssen Pleiße, Elster und Parthe gewöhnlich am Johannistage ein Opfer fordern.

Der Nix bei Lindenau

Zwischen Leipzig und Lindenau liegt eine Mühle, da hat der Nixmann einen Müller zu Anfange des vorigen Jahrhunderts ins Wasser gezogen und ersäuft. Viele Leute haben denselben dort auch am hellen Mittag mit zerlumpten Kleidern um die Mittagsstunde neben dem Wasser sitzen und sich lausen sehen. Es lebten damals auch noch die Enkel einer Hebamme, welche einst des Nachts zu einer solchen Nixfrau gerufen ward und ihr zu einer glücklichen Geburt verhalf, sie traf unter dem Wasser eine vollständig eingerichtete Wirthschaft an, erhielt eine gute Belohnung und ward ohne naß zu werden, durch das Wasser zurückgebracht.

aus „Monatliche Unterredungen aus dem Reiche der Geister“ 1731

Der Ottenstein bei Schwarzenberg

Ohngefähr eine halbe Stunde östlich von Schwarzenberg zwischen dem Schwarzwasser und der Pöhl unweit der Chaussee nach Scheibenberg liegt das Vorwerk Ottenstein, welches angeblich seinen Namen von einem Kaiser Otto führen soll, der einst hier übernachtete. Anderes weiß allerdings die Sage darüber zu berichten.
Es soll nämlich einst auf der Feste Schwarzenberg ein Ritter gehaust haben, der eine schöne Mündel besaß, um welche ein Graf Otto von Siebeneichen, aus den Rheinlanden stammend, freite. Weil der Vormund aber sein Mündel lieber selbst ehelichen wollte, wies er die Anträge des fremden Ritters barsch zurück. Derselbe beschloß nun sie zu entführen. Nun war aber damals um Schwarzenberg herum alles Land von einem See eingenommen, der sich bis nach Untersachsenfeld hinzog. Der Ritter schlug nun seine Wohnung in einer Fischerhütte auf, von wo aus er durch die ins Schloß kommenden Bewohner derselben dem Burgfräulein Nachricht von seiner Ankunft gab und ihr den Tag bestimmte, wo er sie an einem Vollmondsabend auf einem Kahne über den See weg abholen wollte. Inzwischen vergnügte er sich selbst öfter mit Herumfahren auf dem Wasser. Da stieg einst, als er spät noch sich herumkahnte, ein wunderschönes Frauenbild aus dem Wasser heraus, setzte sich an seine Seite und suchte ihn durch Liebkosungen zu verleiten, sie zu ihrem Krystallpalast unter den Welle, wo sie als die Nixe des Ses weilte, zu begleiten, er aber stieß sie zurück und sagte, er könne kein anderes Weib lieben, da er schon sein Herz einer anderen geschenkt habe. Traurig verließ ihn die schöne Nixe und er selbst ließ sich niht wieder an dem See blicken, bis der Tag kam, wo er seine Geliebte abholn wollt. Endlich erschien dieser, der Vollmond warf sein bleichglänzendes Licht auf die Spiegelfläche des Gewässers, glücklich fuhr er nach dem gegenüberliegenden Ufer, wo seine Braut auf ihn wartete, als sie aber zurückuhren, schienen plötzlich die Wogen in sich selbst aufzukochen, er vermochte den schwankenden Kahn nicht im Gleichgewicht zu erhalten, derselbe schlug um und ob er gleich seine Geliebte ergriff und sie durch Schwimmen ans jenseitige Ufer zu retten versuchte, unsichtbare Hände entrissen sie ihm, er konnte sie nicht über dem Wasser erhalten, sie versank, ihn trugen aber die Wellen nach der Fischerwohnung zurück. Er verließ die Gegend nicht wieder, sondern baute sich im nahen Walde eine Hütte, wo er fortan als Einsiedler lebte und seine Tage am Ufer des Sees verbrachte, der ihm sein Theuerstes geraubt hatte. Einst fanden ihn die Fischersleute todt auf dem See schwimmend, wie er dahin gekommen, wußte Niemand. Man begrub ihn am Ufer und setzte ihm ein Kreuzlein mit seinem Namen. Längst ist dasselbe verschwunden, der See hat einen Abzug in Thal gefunden, aber der Berg, wo einst seine Klause stand, trägt von ihm heute noch den Namen „Der Otte(n)stein“.

aus „Erzgebirgischer Volksfreund“ 1874

Der thörigte See bei Satzung

Oberhalb Satzung im erzgebirgischen Amte Wolkenstein liegt in einer öden morastigen Gegend eine kleine, nur 150 Ellen im Umkreis haltende Lache oder See, den man den thörigten nennt. Niemand geht gern in seine Nähe, denn seine Umgebung ist eine der traurigsten, die man sich denken kann, sein Wasser ist schwarz und schlammig, verbreitet einen häßlichen Geruch, nur einige kränkliche Kiefern wachsen an seinem Uferund selbst das Moos, welches den Boden desselben bedeckt, erweckt einen traurigen Anblick. Einst hatte Veit Vogel von Satzung um selbige Gegend Vogel gestellt, da hat er von 9 bis 12 Uhr Mittags einen großen Tumult und Alarm von Jauchzen, Schreien, Geigen und Pfeifen gehört, daß es nicht anders geschienen, als werde eine Bauernhochzeit oder lustiges Banquet in dem See gehalten, dergleichen Freudengetön auch Andere zu anderer Zeit gehört haben. Einst hat ein Mann von Sebastiansberg, Georg Kastmann genannt, um diese Gegend Feuerholz gemacht. Zu diesem ist ein schöner Reiter auf einem großen Pferde geritten gekommen, mit einer langen Spießruthe in der Hand, der den Holzhacker grüßte und gefragt hat, ob er den thörigten See wisse? Da der Holzhacker ja geantwortet, hat ihm der Reiter ein Trinkgeld versprochen, wenn er mit ihm gehe und ihm den Ort zeige. Da sie nun Beide hingekommen, ist der Reiter vom Pferde gesprungen und hat gesagt: „ich bin ein Wassermann, mir ist mein Weib von einem andern Wassermanne entführt worden, ich habe sie in der weiten Welt in vielen Wässern und Seen gesucht und doch nicht gefunden und soll sie nun in einem so garstigen und wilden Orte finden? Halte mir mein Pferd fest, daß es mir nicht nachspringt, ich will hinein und mir mein Weib herausholen.“ Darauf hat er mit seiner langen Ruthe ins Wasser geschlagen, daß es sich zertheilte, und ist hineingegangen. Sobald er aber darin gewesen, hat sich ein so jämmerliches Geschrei und Wehklagen erhoben, daß der Holzhacker nicht wußte, wo er vor Angst bleiben sollte, weil sonderlich das Pferd sehr wild und ungebändig war und immer ins Wasser springen wollte. Mittlerweile ist aber über diesem Tumult das Wasser ganz roth geworden, und da hat de Reiter sein Weib hervorgebracht und gesagt, er habe sich nunmehr an seinem Feinde gerochen und den Räuber, der ihm sein Weib entführt, erwürgt. Dann hat er sich sammt seinem Weibe auf sein Pferd geschwungen und ist davon geritten, zuvor hat er aber dem Holzhauer ein Beutelchen, darinein Kreutzer gewesen, zum Trinkgeld verehrt mit dem Versprechen, so oft er in diesen Beutel greifen werde, solle er, soviel als jetzt dari sei, finden. Der Ausgang hat es ach bestätigt, daß also dieser arme Mann viel Geld zusammengebracht, weil er das Hineinfühlen oft versucht. Da er nun aber den Beutel zu frei und zu sicher gebraucht, ist er ihm endlich entwendet worden, doch hat der Räuber keinen Genuß davon gehabt.

aus Lehmann „Obererzgebirgischer Schauplatz“ um 1800

Sagen vom Wassermann im Erzgebirge

Zuweilen hört man aus dem Schwarz- und andern Wassern ein greuliches Geheul, wenn ein Unglück, Feuer- oder Wasserschaden bevorsteht. Im Jahre 1630, den Tag zuvor ehe Annaberg abbrannte, hat es im Elterleiner großen Teiche am Geyerischen Wege entsetzlich geheult, daß des Zeugschmids Junge, der mehr Wasser aufschlagen sollte, mit Schrecken davongelaufen. Im Jahre 1645, den 10. Juli am andern Pfingsttage, heulte es früh in einem Teiche zu Elterlein jämmerlich, daß eine Jungfer, die gerade über den Teichdamm ging, aus Furcht eilend ausriß, darauf ist ein Schulknabe, M. Rudels, des alten Richters Sohn, im Teiche ertrunken. Im Jahre 1632 ließ Theophilus Groschupf, Stadtschreiber zu Scheibenberg, an den Erbisleiten einen Raum ausroden und zu Feld machen; da nun einer seiner Arbeiter um Mittag hinunter an einen Brunnen geht, um Trinkwasser zu holen, findet er einen überaus häßlichen Mann dabei liegen, der ihm nicht allein auf seinen Gruß nicht dankt, sondern auch im Rückwege auf ihn fällt und ihn braun und blau drückt, daß er 8 Wochen darüber krank lag. Im Jahre 1613 wollten Bürger zu Gottesgabe einen alten Teich, der lange als Sumpf wüste gelegen, ausräumen. Als nun zwei Bergleute den Sumpf abführen und zu Grunde arbeiten wollen, fährt ein Wasserteufel im Sumpfe auf, wüthet und tobt und treibt die Bergleute mi Wasser und Koth ab, daß sie ausreißen müssen. Zum Scheibenberg, eine starke Viertelstunde unter dem Elterleiner Wege, läuft der tiefe Stolln aus in einen Teich; da hat es oft die Leute bei Tag und Nacht erschreckt und den Weg bald in eines großen ungeheuren Mannes, bald in eines Wolfs Gestalt vertreten oder sonst mit Tumult und Gerassel ganze Reitertrupps bethört, denn der Weg geht durch Wasser hoch in die Höhe, als wenn sich zwei Pferde im Wasser mit einander schlügen, darüber erschrecken die Leute, laufen an die Heuschober, die bösen Geister aber fahren aus den Teichen in die Heuschober, spielen damit in der Luft, fahren unter die Aecker hinaus und nehmen die Wipfel oben von den Bäumen mit, wo sie angetroffen, bis gegen Crottendorf zu.

aus Lehmann „Obererzgebirgischer Schauplatz“ um 1800

Die Irrlichter im Grundtümpel zu Wildenau

Zu Wildenau (oder Willenau), einem Dorfe im Amte Grünhain, östlich von Schwarzenberg am rechten Ufer der Pöhl, die am untern Ende des Dorfes ins Schwarzwasser fällt, befindet sich im Pöhler Wasser ein unheimlicher Ort, der Grundtümpel, wo sich das Wasser in dem Raum einer Stube immer herumdreht und sich öfters darin allerlei Spuknisse sehen lassen, als Weiber, Männer, Pferde etc. Man hat auch um selbige Gegend bis nach Schwarzenberg und Sachsenfeld viele Irrwische und feurige Drachen ziehen und spielen sehen. Wenn die Leute aus Raschau nach Wildenau gingen oder von Schwarzenberg herüberkamen, hat es sie oft die ganze Nacht irre und ganz nahe an besagten Tümpel geführt, daß, wenn der Tag anbrach, sie am Wasser saßen. Theils hat es ihnen begegnet, wie ein Fischer mit Hamen und sie getäuscht bis in die Dorfhäuser, daß sie zu 10 bis 12 Wochen krank gelegen.
Im Jahre 1614 wollte A. Illings Vater am Wildenauer Berge mit seinem Pferde arbeiten, da kam ein fremdes weißes Pferd mit allem Geschirr gelaufen und spannte sich selbst an, und nachdem es eine Weile hurtig herumgegangen, ahnte der Ackersmann nichts Gutes, wollte ausspannen und Mittag machen. Damit reißt das wilde Pferd mit den Harken und dem andern Pferde auf den Tümpel zu aus, der Ackersmann hängt sich an sein Pferd, schreit und giebt gute und böse Worte, bis das Gespenst sich verloren und er mit seinem Pferde in großer Bestürzung gelassen worden.
Einst wohnte ein alter Fischer am Ufer der Pöhl, der hatte eine wunderschöne Tochter. Wie es aber so zu gehen pflegt, bald war ihr Herz nicht mehr frei und, so hatte sie sich denn aus der großen Anzahl ihrer Anbeter einen der hübschesten jungen Burschen ausgesucht. Nun war sie aber heitern und muntern Sinnes und daher kamen oft aus dem benachbarten Dorfe die jungen Mädchen und Bursche bei ihrem Vater zusammen und vertrieben sich die Zeit mit heiteren Scherzen und Spielen. Da begab es sich einst am Andreasabend, daß das junge Volk auch wieder beisammen war und im Scherz darauf kam, die Zukunft zu befragen. Man schaffte Blei herbei und ein Jedes versuchte sein Glück mit Gießen. Als nun die Reihe auch an die schöne Fischerstochter kam, da spritzte auf einmal beim Guß helles Feuer aus dem Wasser, das Blei zerfuhr und nahm sich auf dem Wasser wie Blutstropfen aus. Das Mädchen schrie laut auf und Alles schwieg bestürzt ob des traurigen Anzeichens. Endlich schlug ihr Bräutigam vor, das Schicksal noch einmal zu befragen, nämlich nach dem Pöhlwasser zu gehen und dort Reiser zu suchen. Zwar wollte das Mädchen nicht mit fort, allein durch Zureden ließ sie sich endlich bewegen, mitzugehen, alle ihre Begleiter brachen sich ihre Zweige, als aber das schöne Trudchen nach einem derselben langen wollte, glitt sie aus und ein Nix zog sie hinab in die Fluthen, der am ganzen Leibe blau aussah, auf dem Haupte aber ein Krönlein trug. Man kann sich die Verzweiflung des Bräutigams, der ihr nachspringen wollte, und des nun kinderlosen greisen Vaters vorstellen. Diesen entrückte der Tod bald seinen irdischen Leiden, jener aber irrte jede Nacht am Ufer der Pöhl in halbem Wahnsinn herum und behauptete, er sehe seine Braut in blauer Nixentracht aus der Fluth auftauchen, sie breite die Arme nach ihm aus und riefe ihm zu „in einem Jahre werde sie wieder mit ihm vereinigt sein“, dann werfe sie ihm feurige Küsse zu, die wie die Sternlein am Himmel glänzten, allein er vermöge sie nicht zu erhaschen. So verging ein Jahr, der sonst so blühende Jüngling war zum Schatten zusammengeschwunden, und als wiederum die Andreasnacht kam, da war er an seinem gewöhnlichen Orte. Allein dieses Mal sah er seine Braut nicht mehr aus den Fluthen winken, als Leiche lag sie im Sande, und als der andere Morgen kam, da fand man ihn neben ihr todt liegen und begrub die Beiden in einem Grabe. Seit jenemTage sieht man dort unzählige Irrlichter auf- und abfliegen, die Manchen schon verführt haben, wo aber der Nix das Mädchen hinabzog, da ist das Wasser grundlos geworden, ohne Unterlaß wirbeln die Wellen dort im Kreise, und wehe dem Schwimmer, Kahn oder Floß, die sich dahin verirren, der Strudel zieht sie ohne Erbarmen in den Grundtümpel hinab.

aus Lehmann „Obererzgebirgischer Schauplatz“ um 1800

Der Nixentumpf bei Weesenstein

Gleich unter Falkenhain an der Chaussee nach Weesenstein liegt eine sumpfige Wiese, mit Gebüsch bewachsen, und diese war früher ein Morast, wo des Nachts die Nixen tanzten. Obwohl er jetzt ausgetrocknet ist, lassen sie sich doch noch dort sehen:
man nennt ihn den Nixentumpf.