Bergstadt Bleiberg – Der Treppenhauer

Bergstadt Bleiberg – Der Treppenhauer

Bergstadt Bleiberg damals

Die Entstehung der Bergstadt Bleiberg ist im weiteren Kontext zur Besiedlungsgeschichte des Erzgebirges zu betrachten. Die Region des Erzgebirges wie die des Erzgebirgsvorlandes war vom so gennanten Miriquidi bedeckt, einem schwer zugänglichen Urwald, durch den lediglich eine einzige Handelsverbindung zwischen Halle und Brüx führte. Erste Silberfunde im Zusammenhang mit der Baugründung des Klosters Altzella (erste urkundliche Erwähnung 1162) durch Markgraf Otto den Reichen (1156 – 1190) weckten das Interesse des Markgrafen an einer weiteren Erschließung und Besiedlung der südwestlichen Region der Markgrafschaft. Interessierte Siedler gewann Otto in den bis dahin landlosen Franken und zum Teil auch Niederländern, deren Zahl im Laufe der Besiedlungszüge und Niederlassungen in den zugewiesenen Hufen etwa insgesamt 300 000 erreichte. Bald folgten weitere Silberfunde, und die Suche nach Erz lockte zusätzlich Bergbauerfahrene in die Region.
Durch welchen Zufall oder Umstand auf dem Treppenhauer erste Erzfunde getätigt wurden, ist unbekannt. Wann, ist dank der Bodenfunde präziser einzugrenzen. Demnach begannen auf dem Hügel zwischen Zschopau und Sachsenburg etwa um 1220 die ersten Bergleute nach Erz zu schürfen. Gefunden wurde überwiegend Bleiglanz mit einem bescheidenen Silberanteil. Der Umstand, dass die Bergleute einerseits das Blei frei verkaufen konnten, lediglich das Silber (gegen Entgeld) an den Landesherren abzuliefern hatten und andererseits durch zunehmende sakrale Bautätigkeit Blei in Größenordnungen gebraucht wurde, ließ die Zahl der Bergleute und die Siedlung bis zur Stadtgröße wachsen. Nicht zuletzt trugen dazu dringend benötigte dienstleistende Handwerker und andere Gewerbe zur Stadtentwicklung bei, deren Häuser etwas abseits jener der Bergleute und deren Schächte eine Art Handwerkerstadt bildeten.
Der noch zum größten Teil vorhandene Wall-Graben, der ein Gebiet weit über die Spuren montanen Wirkens hinaus umschließt, deutet auf den Standort jener Handwerkerstadt hin und lässt darauf schließen, dass die Einwohnerzahl zur Blütezeit der Bergstadt etwa um die 2200 bis 2500 erreich haben mag. Bleiberg entwickelte sich mit dem dort ansässigen Bergmeister zum Verwaltungszentrum der Bergbauregion Biensdorf und Schönborn-Dreiwerden. Die Bewohner wurden reich. Zahlreiche Funde von spezifischen Import-, Gebrauchs- wie Luxuswaren lassen diese Schlussfolgerung zu.
Etwa um 1350 erloschen die Bergbauaktivitäten. Die Stadt wurde wüst. Ursachen dafür können nur vermutet werden. Eine davon könnte die kleine Eiszeit gewesen sein, die in Sachsen zu einer massiven Wirtschaftskrise beitrug. In der Summe waren es eher mehrere Faktoren, die den Treppenhauer für den Bergbau unattraktiv werden ließ. Eine alte Legende deutet es an: Wegen des Reichtums und des damit einhergehenden ausschweifenden Lebens der Stadbewohner ließ Gott das Erz taub werden. Für eine nicht mehr lohnende Erzausbeute spricht auch die Tatsache, dass im 17. Jahrhundert Bergbaukativitäten erneut aufgenommen, aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden.
Wie nun exakt diese Stadt ausgesehen haben mag, ist lediglich ansatzweise nachzuvollziehen, da es sich ausschließlich um Holzbauten, teilweise mit Trockenmauerfundamenten handelte. Anhand der teils noch sichtbaren rechteckigen oder quadratischen Gruben und jener Trockenmauerfundamente sind die Standorte und die Größe der einstigen Häuser als Grubenhäuser (?), Blockhäuser oder Häuser in Blockbohlenbauweise historisch nur bedingt exakt rekonstruierbar.
Weiterführende Erkenntnisse sind durch die Wiederaufnahme der Grabungsaktivitäten durch die Universität Bamberg seit dem Sommer 2005 zu erwarten, die über den Zeitraum von drei Jahren jeweils in den Sommerwochen fortgeführt werden.

Bergstadt Bleiberg heute

Was den Rekonstruktionsversuch innerhalb des Geländes betrifft, so verstehen wir diesen als ein Konglomerat von Bauten aus der Zeit beginnend mit der Siedlungsgründung bis kurz vor der Aufgabe der Bergstadt.
Als erste Bauten können Grubenhäuser als naheliegend betrachtet werden – der schnellste und einfachste Weg, in Verbindung mit natürlichem Baumaterialvorkommen, Schutz vor Wind, Regen und Kälte zu finden. Später, mit aufkommendem Wohlstand, wurden das eine oder andere Grubenhaus wahrscheinlich mit einem Blockhaus oder einem Haus in Blockbohlenbauweise überbaut, womit mit der einstigen Grube gleichzeitig ein Keller entstand. Diese Variante ist jedoch nach den bisherigen Grabungsbefunden noch nicht eindeutig nachgewiesen, da eine Überbauung ein wie auch immer geartetes Fundament erfordert.
Die Bauten waren sicher allesamt in Kompositbauweise ausgeführt, ob nun in Bohlen oder Stämmen, aber immer in Ergänzung mit verlehmtem Weidengeflecht, zumindest an den Giebelseiten. Die noch im Bau befindliche Schreinerei dokumentiert ein Haus aus dem 14. Jahrhundert in der aus Franken importierten Fachwerkbauweise. Zumindest sind aus der Epoche der Hochgotik erstmals im Hausbau glatt behauene Balken nachgewiesen. Die Dachdeckung wird überwiegend aus Schindeln oder Schwarten bestanden haben. Möglich ist auch vereinzelt eine Schilf- oder Strohdeckung, zumal Schilf in der Zschopauaue reichlich zur Verfügung gestanden haben muss.
Eine Rekonstruktion der Häuser ist in der fundamentalen Basis nur nach den bisherigen Grabungsbefunden und oberhalb der Bodenlinie nur vage nach allgemein gesicherten Erkenntnissen mittelalterlichen Bauens möglich. Wie Herdstellen und Rauchabzüge angelegt waren und funktionierten, ist hauptsächlich in der praktischen Erprobung nachvollziehbar, ebenso wie das übrige Interieur welches nach wie vor nach den selben funktionalen Anforderungen nachgestaltet ist und entspricht wie im Hochmittelalter – ein Vorzug des Belebtseins unserer Siedlung.

Anfahrtskizze

Anfahrtbeschreibung

Autobahn A4 bei Abfahrt Frankenberg verlassen
und in Richtung Frankenberg fahren
Erste Ampelkreuzung in Frankenberg nach rechts abbiegen
Immer der Hauptstrasse folgen
in Sachsenburg in Richtung Schönborn abbiegen
Nach ca. 100 m dem Schild Freiluftmuseum folgen
und dann seid Ihr auch schon da…

mehr Informationen findet Ihr direkt auf der Seite des Vereins:
Bergstadt-Bleiberg

versch. Mitglieder des Vereins
„mittelalterliche Bergstadt Bleiberg e.V.“