Das Keltendorf Bundenbach und seine Umgebung
Vom Keltendorf Bundenbach hatte ich zuvor schon oft gelesen – in der „Archäologie in Deutschland“, in der Karfunkel oder in archäologischen Reiseführern. Sowas macht neugierig. Um so mehr hab ich mich gefreut, als ich es geschafft hab zum Keltenfestival ins Museumsdorf eingeladen zu werden. Da findet schon seit über 20 Jahren Mitte August ein Festival mit mittelalterlicher und keltischer Musik statt und drumrum ist ein keltisch-mittelalterlicher Markt. Also bin ich hin in ewigen Serpentinen durch die Hunsrücker Wälder gefahren, auf Waldpfaden herumgeirrt bis ich das Museumsdorf Altburg im naheliegenden Wald von Bundenbach gefunden habe. Auf einem Bergsporn über dem Hahnenbach thront da das alte Keltendorf. Das heißt so alt ist es ja gar nicht. Nach Ausgrabungen von 1971-74 durch das Rheinische Landesmuseum Trier wurde dort das ergrabene Keltendorf des 1.Jhd. v.0 teilweise neu errichtet und 1988 für Besucher eröffnet. Durch die Ausgrabungen konnte der Bebauungsplan der keltischen Kleinburg vollständig rekonstruiert werden. Die leicht befestigte Höhensiedlung bestand etwa von 170 v.0 bis 50 v.0 und wurde erst später mit starken Mauern umgeben. Die kräftigen Trockenmauern mit Stützbalken und vorgelagertem Graben sind als Versturzwall mit Grabensenke im Eingangsbereich der Altenburg noch gut erkennbar, wo man heute von zwei keltischen Götterstatuen empfangen wird. Die Siedlung bestand etwa 20 Jahre bevor Caesar seinen gallischen Eroberungskrieg begann – haben die Bewohner da etwas geahnt? Heute wird das Keltendorf regelmäßig mittels Veranstaltungen belebt. Neben dem Keltenfestival im August gibt es Lager im Frühling, Sommer, Herbst mit handwerklichen Vorführungen wie Schmieden, Brotbacken, Hausbau usw.
Von Anfang April bis Ende Oktober kann das Museumsdorf täglich besichtigt werden. Anmeldung und den Schlüssel zum Reinkommen gibt es in der darunterliegenden Besuchergrube Herrenberg, wo man auch parken und etwas essen kann. Dort kann man auch gleich die historische Schiefergrube mit besichtigen. Durch handgepickelte Stollen aus dem 16.Jh., deren Anfänge sogar in Römerzeiten liegen, kann man, vorbei an gigantischen Quarzader, die sich durch Schiefergestein schlängeln, Tropfsteinen und goldglänzenden Pyriten, die unterirdische Welt des Hahnenbachtals erkunden. Mit viel Glück findet man sogar Fossilien verborgen im Schiefergestein.
Und wenn ihr schon mal da seid, macht’s wie ich und wandert dort durch die faszinierenden Wälder zur gegenüberliegenden Schmidtburg. Allein der Weg dahin ist herrlich. Vorbei an der Altburg versteckt sich am hintersten rechten Eck des Höhenplateaus ein kleiner schmaler Wanderpfad der steil ab den Berg hinunterführt. Links und rechts von diesem Pfad findet man im Spätsommer Unmengen an Pilzen. Das hat nichts mehr mit Pilze-suchen zu tun, das ist Ernten! Schlägt man sich links durch’s Gebüsch steht man bald an steilen Abhängen mit einem atemberaubenden Ausblick. Der Pfad führt in einer Rechtskurve den Berg hinab und führt bald auf dem blanken Schieferboden. Man erkennt deutlich Wagenspuren eines uralten Hohlweges, die sich tief in den Schiefer gegraben haben. Rechts in der Felswand sieht man auch verstürzte Stolleneingänge, die nicht mehr wirklich zugänglich sind außer für die zahlreichen Fledermäuse. Irgendwann erreicht man den Hahnenbach im Tal über den eine wunderschön gebogene Brücke führt. Bei heißem Wetter kann man herrlich in dem Bach herumplantschen und schöne Schiefersteinchen sammeln, sogar einen kleinen Achatsplitter habe ich darin gefunden. Über die Brücke führt der Weg den Berg wieder hinauf zur Schmidtburg. Sie ist wirklich eine gigantische schöne Ruine. Ihr Ursprung reicht weit bis ins Jahr 926 zurück als drei fränkische Edle dort eine Fluchtburg vor den einfallenden Ungarn errichteten. Die heute noch erhaltene Burg hat aber wohl nichts mit dieser Fluchtburg gemein. Wahrscheinlich haben die Wildgrafen, deren Stammsitz Schmidtburg erstmals 1084 erwähnt wurde, die Fluchtburg entweder umgebaut oder die Schmidtburg auf deren Ruinen so errichtet. Die Wild- oder auch Waldgrafen waren es auch, die um die Schmidtburg den Wald roden ließen und so das Dorf Bundenbach entstand, das allerdings erst 1283 erstmals urkundlich erwähnt wird. Die Schmidtburg gehört zu den ältesten Burgen des Hunsrücks. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren es die Pfadfinder, die als erste auf der Schmidtburg aufräumten. Zeitgleich mit den Ausgrabungen im Keltendorf fanden auch auf der Schmidtburg erste Sicherungsmaßnahmen statt und erneute Freilegungs- und Sicherungsmaßnahmen dank der ABM in den 80er Jahren machten die Schmidtburg heute wieder zugänglich. Überall findet man jetzt Treppen, Erker, Mauern und Räume verteilt auf mehreren Höhenplateaus und dazwischen überall Zelte. Denn auf der Schmidtburg darf man zelten & Feuer machen, nachdem man sich in der Gemeinde Schneppenbach dafür angemeldet hat. Und gerade zum Keltenfestival nutzen das einige Besucher.
Vielleicht sieht man sich das nächste Mal dort. Ich hab mich jedenfalls in das Keltendorf verliebt und werde kein Keltenfestival mehr auslassen!