Die Goten

Die Goten

Den gotischen Stammessagen nach zu urteilen, stammt dieses ostgermanische Volk aus Skandinavien. Noch heute heißt das südliche Schweden „Götarike“ und die Schweden sind stolz darauf, mit den Goten verwandt zu sein. Die alten Chronisten Ptolomäus und Jordanes nennen diese Goten Gauten. Sie wanderten wohl zum Beginn der Zeitrechnung langsam nach Süden über die Ostsee – siehe Insel Gotland – und ließen sich zunächst an der Weichselmündung im heutigen Polen nieder.

90
Tacitus erwähnt die Goten bereits jenseits der Lugier (Wandalen), was auf der Weltkarte des Ptolomäus dem unteren Weichselgebiet entspricht

200
Goten sind bis zum Schwarzen Meer vorgestoßen, doch schon während der Wanderung trennen sie sich in West- und Ostgoten; Westgoten besiedeln den Raum zwischen Dnjestr und Dnjepr und Ostgoten das Gebiet vom Dnjepr bis hin zum Ural; weitere Goten besiedeln am Schwarzen Meer die Krim und werden seitdem Krimgoten genannt

ab 250
unter König Ermanarich ist das das bisher größte Germanenreich, das je bestanden hat!

277
der römische Kaiser Probus erkämpft sich in Phrygien einen Sieg gegen die Goten

332
die Westgoten in Dakien verpflichten sich dem Kaiser Konstantin Hilfstruppen gegen Geldzahlungen und Handelsrechte zu stellen

348
eine christliche Gotengruppe unter Bischoff Wulfila, von dem die berühmte gotische Bibelübersetzung stammt, trennt sich von ihren heidnischen Brüdern und siedelt bei Nikopolis in Mösien bis ins 9.Jh.

375
König Ermanarich (Jormunrekr der nordischen Sage & Ahnherr der Amaler) wird über 100 Jahre alt, kann dadurch jedoch den einfallenden Hunnen nichts entgegensetzen. Er nimmt sich das Leben. Das Gotenreich zerfällt. Die Ostgoten unterwerfen sich den Hunnen und nehmen an deren Herrschaft teil.

376
Die Westgoten fliehen vor den Hunnen unter Fritigern nach Westen. Nur die Krimgoten überdauerten noch jahrhundertelang bis sie im 15.Jh. unter türkische Herrschaft gerieten, doch noch im 17./18. Jh. gab es auf der Krim Menschen, die die gotische Sprache konnten.

512
wandert der gotische Teilstamm der Heruler von der Krim wieder zurück nach Norden bis Jütland – das ist die weiteste Rückwanderung, die es unter germanischen Stämmen in der Völkerwanderungszeit je gab.

Die Westgoten Die Ostgoten
375
die Ostgoten unterwerfen sich wie gesagt den Hunnen und ziehen von nun an mit ihnen gemeinsam plündernd durch die Lande.
378
fügt Fritigern mit seinen Westgoten gemeinsam mit Ostgoten, Alanen und Hunnen dem kaiserlichen Heer bei Hadrianopel eine vernichtende Niederlage zu.
378
eine Konföderation aus Ostgoten, Alanen und Hunnen ziehen plündernd durch das römische Reich und fügen gemeinsam mit den Westgoten des Fritigern dem kaiserlichen Heer bei Hadrianopel eine vernichtende Niederlage zu.
380
schließt der römische Kaiser Gratian mit den Ostgoten einen Friedensvertrag und beläßt ihnen Land in Pannonien.
382
bietet Kaiser Theodosius den Westgoten einen Foederaten-Vertrag, d.h. er ist ihr Kaiser, jedoch bleiben sie autonom unter eigenem Stammesfürsten
395
Alarich, aus dem Königshaus der Balthen, besetzt mit seinem Volk den Balkan und Griechenland und gründet das erste gotische Königreich auf römischem Boden, was der Kaiser natürlich nicht anerkennt.
400
erfolgt die Anerkennung mit der Verleihung des Heermeisteramtes an König Alarich.
ab 400
Die Ostgoten sind mit den Hunnen freundschaftlich verbunden, sie nennen Attila „Godegisel“ was „Väterchen“ bedeutet.
401
Stilicho zwingt die Westgoten aus Griechenland heraus und Alarich beginnt einen Plünderungszug vom Balkan nach Italien
409
die Römer ermorden Stilicho und nun, wo Alarich’s ärgster Feind beseitigt ist, steht er plötzlich vor den Toren Roms. Er plündert 3 Tage lang Rom, zwingt den Senat den Stadtkommandanten Attalus als Gegenkaiser zu wählen, der zur gotischen – also arianischen- Konfession übertreten muß und von Alarichs Heeresbischoff Sigishari getauft wird.
410
zieht Alarich nach Süden, um nach Afrika überzusetzen. Doch noch in Italien stirbt er mit gerademal 34 Jahren und die gotischen Schiffe werden in einem Sturm zerstört. Die Westgoten wandern unter Alarichs Schwager und Nachfolger Athaulf wieder gen Norden.
412
überschreiten die Westgoten die Pyrenäen
414
heiratet Athaulf die Prinzessin Galla Placidia, die Tochter des Kaiser Theodosius d. Großen und zwar auf rein römische Sitte in Narbonne, um Römer & Germanen zu versöhnen und die Prophezeihung Daniels zu erfüllen, die von einer Verbindung des „Herrschers im Osten mit dem König aus dem Norden“ spricht. Dafür bekommen die Westgoten von den Römern die Erlaubnis in Aquitanien und Nachbarprovinzen zu siedeln.
415
König Athaulf wird von seinen Goten ermordet, die nicht mehr mitansehen konnten, wie er die Sitten & Gebräuche der Väter mit Füßen trat. Diese Art des Ab- und Einsetzens von westgotischen Königen sollte von nun an zur Regel werden. Sein Nachfolger Wallia liefert Galla Placidia nach Byzanz aus, mit dem Zugeständnis, daß die Westgoten von nun an die Herren des Landes über Alanen, Sweben und Wandalen in Spanien sind. -> damit vertreiben die Westgoten die Wandalen erst nach (W)Andalusien und dann nach Afrika.
Wallia unternimmt einen erneuten Versuch von Tarifa aus nach Afrika überzusetzen, doch scheitert auch dieser Versuch an einem Sturm. Also bleiben sie in Spanien. Wallias Enkel soll der berühmte römische Heermeister Rikimer werden, der ganz nach seinem Belieben die römischen Kaiser ein- & absetzen konnte.
418-451
herrscht König Theoderich I., der das tolosanische Reich mit der Hauptstadt Tolosa gründet; er wurde von Aetius zum frühzeitigen Kampf gegen die Hunnen auf den katalaunischen Feldern überredet, wo er im Kampf fiel.
450
Geburt Theoderichs, als Sohn des Ostgotenkönigs Walamer
451-453
noch auf dem Kampffeld wird sein junger Sohn Thorismund zum König erhoben, der sofort mit seinen Goten Attila in seiner Wagenburg angreifen will, um dem geschlagenen hunnischen Heer den „Rest“ zu geben. Aetius hält ihn davon ab, da er Attila noch nicht tot sehen wollte. Wenige Jahre später wird Thorismund von seinem Bruder ermordet, der wiederum vom nächsten Bruder umgebracht wurde usw. bis…
453
Tod Attilas, die germanischen Stämme wollen sich von den Hunnen lösen, als sich Attilas Söhne um die Germanen wie um Sklaven streiten. Die Ostgoten nehmen eine abwartende Stellung ein, da sie sich Attila und auch seinen Söhnen verbunden fühlen.

455
Schlacht an der Nedao in Pannonien – die Gepiden revoltieren gemeinsam mit Rugier und anderen germanischen Stämmen gegen die Hunnen, die nur noch von Alanen, Herulern und Sweben unterstützt werden. Die Ostgoten halten sich aus den Kämpfen heraus & ziehen sich so den Haß beider Parteien zu.

458
muß Walamer seinen Sohn als Geisel nach Byzanz schicken, dort genießt Theoderich die beste römische Ausbildung.

um 460
Skiren greifen aus Rache, wegen der fehlenden gotischen Unterstützung bei der Schlacht am Nedao, das Ostgotenreich an & König Walamer fällt -> daher Theoderichs Haß gegen den Skiren Odoaker

466-484
König Eurarich erobert die Provence, Arles, Marseilles, die Auvergne und den ganzen Rest Spaniens.
468
kehrt Theoderich aus Byzanz zurück, schart 6000 Mann um sich & überfällt und besiegt den Khan der Sarmaten, um sich so als junger Krieger zu beweisen

469
Schlacht an der Bolia, doch der donaugermanische Bund aus Sweben, Sarmaten, Skiren, Gepiden und Rugiern unterliegt den Goten

470
verlassen die Ostgoten ihre bisherige Heimat; Widimer zieht mit einer Gefolgschaft gen Italien und von dort zu den Westgoten; Theoderich zieht plündernd durch Mazedonien und Thessalien

471
wird Theoderich der Große zum Gotenkönig

472
gelangt Widimer mit seinen Ostgoten beim westgotischen König Eurarich an und hilft ihm bei der Eroberung Tarragoniens

476
wird der Skire Odoaker König von Italien und Byzanz beginnt damit Theoderich zu beeinflussen Odoaker zu stürzen.

483
der byzantinische Kaiser Zeno versucht Theoderich durch hohe Zahlungen und Überlassung von Ländereien in Uferdakien & Niedermösien dazuzubewegen, gen Italien zu ziehen und es für sie zurückzuerobern

484-507
König Alarich II. wartet vergeblich auf das ostgotische Heer seines Schwiegervaters Theoderich d. Großen und wird so vom Frankenkönig Chlodwig geschlagen, die die Goten aus Gallien nun ganz nach Spanien vertreiben.
Theoderich d. Große stellt die westgotischen Besitztümer für seinen Enkel Amalarich unter seinen Schutz.
488
ziehen alle 200 000 Goten gen Italien, kämpfen sich durch Slawen und Gepiden

489-492
stehen sie auf italienischem Boden, erobern Verona (das Bern der Diettrichsage) und Mailand; nach dreijähriger Belagerung von Ravenna ergibt sich Odoaker

493
bei einem Gastmahl tötet Theoderich Odoaker, dessen Sohn & alle Gefolgsleute und wird so König der Goten UND Italiker Theoderichs Politik besteht aus einem System persönlicher und verwandschaftlicher Beziehungen: er heiratet die Schwester des Frankenkönigs Chlodwig, seine Töchter heiraten die Könige der Burgunder und Westgoten, seine Schwester den Wandalenkönig und deren Tochter den König der Thüringer; er galt als der weise Friedenskönig.

507
schickt Theoderich seinen Herzog Ibba gegen die Franken, die seinen westgotischen Schwiegersohn überfallen & getötet hatten. Ibba schlägt die Franken bei Arles und Carcassone und die zurückeroberten Gebiete befinden sich von nun an in ostgotischer Hand. Theoderich stellt die Besitzungen für seinen westgotischen Enkel Amalarich unter seinen Schutz

522-531
Amalarich wird mit 24 Jahren König der Westgoten und heiratet die Schwester des Merowingerkönigs Childebert, die er aber gewaltsam zum Arianismus bekehren will. Childebert schlägt daraufhin Amalarich bei Narbonne und verteilt die Schätze der Goten an die katholischen Klöster – so kam die berühmte Wulfila-Bibel wohl nach Deutschland.
526
starb Theoderich und seine Tochter Amalaswintha übernahm an Stelle ihres noch minderjährigen Sohnes Athalarich die Herrschaft

534
wird Amalaswintha – ihr Sohn fiel schon vorher einem Giftanschlag zum Opfer – durch ihren Vetter Theodahad und dessen Frau umgebracht, der so zur Krone kommt.

536
wird Theodahad von den Goten vertrieben und Witigis zum König ausgerufen; Witigis tritt den Franken die Provence ab, damit sie ihm gegen den oströmischen Feldherrn Belisar beistehen, doch die Franken überschritten den Po bei Pavia und töteten die Goten bis Ravenna, dort wurden sie von Seuchen dahingerafft und traten wieder den Rückzug an.

537-538
belagern die Goten vergeblich Rom, wo sich Belisar verschanzt hatte

538
willigt Witigis ein abzudanken, wenn Belisar zum König der Ostgoten gekrönt wird; der oströmische Kaiser Justinian ist davon nicht begeistert, ruft Belisar zurück nach Byzanz, wo auch Witigis später stirbt.

541
wird Totila zum Gotenkönig ausgerufen und beginnt einen 12jährigen Krieg mit Byzanz; er schafft sich eine Kriegsflotte, mit der er Sizilien und das Mittelmeer erobert; er knüpft diplomatische Beziehungen mit den Persern, um so Byzanz in einen Zweifrontenkrieg zu halten.

546
schafft Kaiser Justinian doch einen Waffenstillstand mit den Persern und kann so seinen 2.Heerführer Narses nach Italien entsenden. Narses kam über den Balkan mit einem gigantischen Heer aus Hunnen, Slawen, Langobarden und anderen germanischen Söldnern und fiel von Norden her in Italien ein.

552
verlor Totila die Entscheidungsschlacht gegen Narses bei Perugia und starb in Caprae, daraufhin wurde der schwarze Teja zum letzten Gotenkönig ausgerufen.
Er führte die Reste seines Volkes gen Süden, der Norden war ja von Narses besetzt; am Vesuv gab es dann die letzte Schlacht, wo nach monatelanger Belagerung und heldenmütigem Kampf, wie von Prokop, dem Schreiber der Gotenkriege berichtet, der Gotenkönig Teja durch einen Speer fiel. Narses gewährte den letzten 1000 Goten unter Führung eines Indulf freien Abzug nach Pavia.

567-586
Leovigild ist der letzte arianische König der Westgoten. Er unterwirft die Sweben in Galicien, vertreibt die Byzantiner aus den spanischen Stützpunkten und erlaubt die Ehe zwischen Goten & Römerinnen.
586-601
Rekkared I. tritt 589 zum katholischen Glauben über und beraubt Byzanz so von dem Vorwand, Spanien von den ketzerischen Arianern befreien zu müssen; alle arianischen Bischöfe konvertieren ebenfalls.
633
wird das Erbkönigtum vom Wahlkönigtum ersetzt – Adel & Kirche teilen sich nun die Macht.
711
vernichtet der Maure Tarik in einem Blitzkrieg das Westgotenreich, wo auch der letzte König Roderich fällt. Die Westgoten werden von den Arabern in das südliche Pyrenäengebiet vertrieben, wie man aus der Region Katalonien erkennen kann: Katalanen = Got-Alanen; die Alanen waren als die gotischen Nachbarn an der Don mitgezogen nach Spanien. Wieso kommt mir bei dieser Begebenheit dieser schwarz/weiß Abenteuerschinken über El Cid in den Sinn?!
 

„Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt:
Wir sind die letzten Goten!
Wir tragen keine Krone mit –
Wir tragen einen Toten.“

Die Züge der Goten