Schloss Püchau in Sachsen bei Wurzen gelegen
Die Geschichte des Schlosses reicht bis in das 10. Jh zurück. Die erste Burganlage wurde wahrscheinlich von König Heinrich I. gegründet. Ein solch hohes Alter wie dieses Schloss können neben Meißen in Sachsen nur Leipzig, Eilenburg und Wurzen aufweisen.
Diese Burgen auf dem westslawischem Gebiet dienten als Stützpunkte der königlichen Macht und wurden wegen der Kriegszüge gegen die Ungarn um ca. 900 errichtet. Nachdem Heinrich I. eine Landordnung erließ, entstand ein System der Burgwarde. Das bedeutet, dass das Land in Bezirke aufgeteilt wurde und es eine Burg als Mittelpunkt gab. Püchau war dabei der Ort, der als erster in Sachsen, als deutscher Besitz nachzuweisen ist. Püchau wurde 924 in diesem Zusammenhang urkundlich erwähnt. Aus der Chronik des Thietmar von Merseburg erfährt man, dass König Heinrich I. in „urbs bichni“ (also Püchau) Schutz und Unterschlupf fand, als er den Krieg gegen die Ungarn führte. Als Dank gab es für Püchau besondere Privilegien, Vergünstigungen und Geschenke. Doch trotz dieser Privilegien verlor Püchau seine Stellung als regionaler Mittelpunkt. Durch eine Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich III. wird Püchau als „castellum“ an die Meißner Stiftskirche übergeben.
Püchau und König Heinrich I. werden jedoch bis heute noch immer miteinander verbunden. Zum Beispiel gibt es auf dem Schloss den „Heinrichsturm“ und die „Heinrichsburg“, welche sich auf dem Wirtschaftshof befindet.
Die Bischöfe von Meißen belehnten verschiedene sächsische Adelsgeschlechter mit der Burg. Somit kam es im Mittelalter zu vielen Besitzern:
1222: die Herren von Brehna
1346 und 1358: Bodo von Torgau
1378 und 1385: Dietrich von Torgau
1394: Meyner von Leißnig
1397: Nickel von Heinitz
1408 und 1412: Heinrich von Heinitz
1441 und 1469: Hans und Jacob von Spiegel
1509: die Herren von Saalhausen
danach die Herren von Canitz
seit 1603: von Ende
1651 bis 1667: von Taube
und schließlich die Grafen von Bünau.
Nachdem der letzte Besitzer aus dem Geschlecht der Grafen von Bünau verstorben war(1760), verzichtete die Witwe, eine gewisse Freifrau von Hohenthal, ein zweites mal zu heiraten, „um“, wie sie es selber sagte, „Püchau der Hohenthalschen Familie zu erhalten“. Ihr Bruder, Peter Friedrich, übernahm 1807 den Besitz. Er war kaiserlicher Konferenzminister. Angeblich hat er über den Sommer hinweg, regelmäßig im Schloss residiert und „so manches zu dessen Verschönerung getan“. Außerdem veranlasste er eine Treuhandschaftsverwaltung, wodurch das Familienvermögen ungeteilt erhalten werden sollte. Dazu veranlasste er die Verbindung der Rittergüter Püchau, Kayna und Prießnitz zu einem „Gräflichen Hohenthalschen Familien Fidei Commiss“
Durch Graf Karl Friedrich Anton , Gründer der Linie von Hohenthal-Püchau, der seit 1829 in Püchau ansässig war, begann der Umbau des Schlosses
Die ehemalige Burg wurde im 19. Jh grundlegend erneuert.
Die ältesten Überbleibsel des Schlosses, zu dem auch eine sehr großräumige Parkanlage gehört, stammen circa aus dem 16./17. Jh und befinden sich im Südflügel.
Insgesamt ist das Schloss allerdings durch Umbau und Neugestaltung im 19. Jh. geprägt. Durch eine Statue Heinrichs I. ist man aber auch auf die Zeit des Mittelalters und der damit verbundenen Geschichte des Schlosses eingegangen. Es wurde auch eine Ausschmückung des Ahnen- und Wappensaales vorgenommen. Jedoch sind nur 3 dieser Erneuerungen erhalten geblieben: zum einen die Holzbalkendecke, die mit Wappen verziert wurde, dann der neogotische Kronleuchter und der Sandsteinkamin, welcher mit Marmor ausgelegt ist.
Die Fassade entstand nach dem Vorbild der englischen Neogotik und ähnlich aufwendig auch die Dekoration und Ausstattung der Innenräume.
Nach einem zerstörerischem Unwetter im Jahre 1912 mussten nochmals Erneuerungen vorgenommen werden, wodurch das einst altertümliche Aussehen des Schlosses teilweise verloren ging.