Trippen Teil 1
Zum Behufe der Erhaltung von Schönheit und Sauberkeit von empfindlichem Schuhwerk der verschiedensten Art sowie von leder- oder strickbesohlten Strumpfhosen (Zürdelsocken) empfiehlt sich das Tragen von Trippen unter jenen.
Trippen (auch clogs, sabots, pattens im angelsächsisch-fränkischen Raum geheißen, altdeutsch einfach Sapper) können die unterschiedlichsten Formen haben und aus Leder, Kork, Holz und Kombinationen daraus bestehen. Gemeinsam ist ihnen allen jedoch die Aufgabe, das Schuhwerk gegen Schmutz und Unrat der Straße zu schützen, den Fuß im engeren Sinne also vor Kontakt mit Krankheitserregern und eklem Getier zu bewahren – eine hygienische Maßnahme in Zeiten, in denen jeder seine Notdurft auf die Gassen verrichtet, unverkauftes Grünzeug am Ende des Markttages einfach festgetreten und selbst die Schlachtabfälle wie Ohren, blutige Felle, Schwänze und dergleichen noch obenauf gelegt werden, auf dass die räudigen Hunde sie fressen. Da sich auch niemand für verendete Tiere zuständig fühlt, bleiben auch diese liegen
Verwesung und Gestank sind allenthalben in den Städten präsent.
Doch auch sonst kommt einem das Tragen von Trippen zugute, wenn man nicht auf unbefestigtem Wege gleich bis zum Knöchel im Schlamm versinken will. Alles also gute Gründe, sich beizeiten ein Paar dieser überaus praktischen Untersetzer zu verschaffen.
Wem die hierzu nötigen finanziellen Mittel nicht von Gott gegeben wurden und er auch keinen Wucherer weiß, das Geld zu leihen, dem sei folgende Abhandlung ans Herz gelegt:
Zur Herstellung von Trippen
Wie oben bereits erwähnt, bestehen Trippen meist aus ordinären Materialien, wie sie jeder halbwegs mittelalterliche Mensch jederzeit im Hause hat. Für die einfachste Ausführung (Abb.01) benötigt man gerade ein Stück Weichholz (Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche, wobei letztere aufgrund ihrer Dauerhaftigkeit sehr zu befürworten ist) von den Maßen 5x10x27,5 cm (2x4x11 Zoll), wobei die lange Seite in Richtung der Faser liegt ( siehe hierzu Abb. 02 ), zwei Streifen derbes Leder vom Schwein, nicht größer als 5×25 cm (2×10 Zoll), vier dünne Blechstreifen von etwa 1×5 cm sowie geeignete Verbindungsmittel in Form von einem guten Dutzend Eisennägeln der Länge 2,5 cm (1 Zoll).
Der Holzklotz wird angerissen, dergestalt, dass man sich zufürderst auf die schmale Längsseite die Mittelachse längs und quer zeichnet, quer zur Längsachse auch noch die entstandenen Hälften halbiert, so dass man Viertel erhält, die inneren zwei Viertel obendrein wiederum halbiert (siehe hierzu
Abb. 03
). Auf einer Achtellinien macht man sich ausgehend von der Mitte bei 1 cm rechts, auf der anderen Achtellinie bei 1 cm links eine Markierung. Durch diese Punkte gehen die Wellenberge der geschwungenen Trennlinie.
Durch das Mittelkreuz der Symmetrieachsen geht diese Trennlinie ebenfalls, weiterhin auch durch die Schnittpunkte von Längsachse und Viertellinien.
An dem Ende des Klotzes, das weiter von der Markierung „1cm rechts von der Mitte“ auf einer Achtellinie liegt (im Handwerkerjargon sogenanntes langes Ende), wird ebenfalls rechts von der Mitte ebenfalls im Anstand von 1 cm ein weitere Markierung angebracht, dito mit der linken Markierung.
Nun will ein wohlgefälliger Strich ausgehend von einem Ende des Klotzes (Markierung „1cm rechts von der Mitte“) erst ein Stück weit geradewegs, dann nach links abbiegend durch den Kreuzungspunkt Mittelachse-Viertellinie auf den ersten Wellenberg an der Position Achtellinie „1 cm links von der Mitte“ zusteuernd, dort wieder zur Mittelachse sich wendend, um im Kreuzungspunkt von Längs- und Quermittelachse zu schneiden und auf den zweiten Wellenberg auf der zweiten Achtellinie „1 cm rechts von der Mitte“ zuzusteuern. Von da aus biegt der Strich wiederum zur Mitte nach links, schneidet die Längsachse im Kreuzungspunkt mit der weiteren Viertellinie und läuft nun auf die Markierung am entgegengesetzen Ende des Klotzes bei „1 cm links von der Mitte“, wobei wie am Anfang das letzte Stück wohl gerade ausgeführt sein will. Das ganze sollte Ähnlichkeit mit dem roten Strich in
Abb. 03
besitzen.
Entlang dieses Striches zersägt man nun den Klotz und erhält durch diesen einen Arbeitsgang zwei völlig gleich geformte Trippenrohlinge (
Abb. 04
, Abb.05), wenn man die eine Hälfte dreht.
Ein Höcker kommt unter den Fußballen, der andere bildet den Absatz an der Ferse des Fußes, so dass beim Abrollen des Fußes beim Laufen die Trippen nach vorne abkippen.
Noch aber sind die Rohlinge rechteckig, wenn man sie auf die Höcker stellt. Sie sollen aber noch der Fußform angepasst werden:
Dazu fertigt man sich eine einfache Schablone seines rechten Fußes an, indem man diesen auf einen Bogen Karton oder dickeres Papier stellt und mit einem Stift grob umfährt. Sodann zeichnet man darum einen zweiten Strich umlaufend mit dem Abstand von einem Zentimeter im Fersenbereich (bis auf die Höher der Knöchel).
Diese abgesetzte Linie wird nun gerade mit den äußeren Enden der Fußzehen verbunden. Der Fußzehenbereich bekommt vorne einen leichten Bogen verpasst (bitte hier die Länge der großen Fußzehe auch für die anderen Zehen annehmen – es läuft sich dann bequemer auf der Trippe! siehe auch
Abb. 06
). Schon geschafft! Die Schablone erhält auf der Seite, wo der rechte Fuß stand, ein „R“, auf der anderen Seite ein „L“. Diese Schablone wird nachfolgend auf die glatte Oberseite der Rohlinge gelegt und wieder mit dem Stich umfahren. Entlang des Striches ein weiteres Mal sägen.
Nun müssen nur noch die Halteriemen, durch die man den beschuhten Fuß steckt, angebracht werden. Am sichersten ist es, wenn man den letzteren direkt auf die Trippe stellt, im vorderen Bereich des Spanns einen Streifen von dem Schweinsleder quer darüber legt und die Enden nach unten zu biegt. Damit weiß man nämlich ganz genau, wie weit die Schlaufe zu sein hat. Andernfalls kann man auch den Riemen aus zwei Teilen machen, denen man dann jeweils das „männliche“ und „weibliche“ Ende einer Schnalle anarbeitet (Abb.07).
Die Schnalle muß geschlossen sein (mittlere Stellung), wird ebenfalls quer auf den vorderen Spann des Fußes gelegt und die Enden nach unten gebogen, wo man sich eine kleine Markierung macht (markante Stelle aussuchen, damit sie hinterher wieder zuordnen kann, etwa die glatte Oberkante des Holzkörpers).
Naturgegeben wird dieser Riemen etwas nach vorn geneigt sein, da sich der Fuß zur Spitze hin ja verjüngt. Nun von der Trippe steigen und den Riemen wieder so einrichten, wie er passend war. Die Trippe aufkanten (auf eine Seitenfläche legen, so dass die andere nach oben zeigt) und über den Riemen einen der dünnen Metallstreifen legen (der vorher eventuell mit einem Körner drei Löcher eingeschlagen bekommen hat) und vermittelst der Nägel an die Trippe heften, umdrehen (nicht Dich, sondern die Trippe!), und den Riemen auf der anderen Seite befestigen, ebenso mit der zweiten Trippe verfahren.
Ansonsten den Trippenmacher um die Ecke einfach um Rat bitten.
Heil Euch und euren Fingern!
Loke Klingsor