Trippen Teil 2

Trippen Teil 2

Trippen in aller Welt

So, wie es nicht nur eine Art der Schnabelschuhe gibt, hat der menschliche Erfindungsgeist wohl eine Unzahl von Variationen ersonnen, die Einrichtung der Trippen als nützliche Ergänzung der Fußkledage abzuwandeln. Zur europäischen Entwicklung dieses Bekleidungsstückes ist schon viel gesagt worden und es läßt sich immer noch etwas hinzufügen. Bei nur kurzer Umschau lassen sich doch schon für den Unkundigen viele Details unterscheiden. Und was gibt es da nicht alles! Hörner, Klappmechanismen, Schnallen, flache Höcker, hohe Querbrettchen, Sohlenauskerbungen als Fußbett, Absätze – eine wahre Flut an modischen Schnörkeln ist zu entdecken. Hierzu nur einige Skizzen eines unmaßgeblichen Schmierfinken ( Abb. Nr.I, II, III ), sowie die des Amsterdamer Malers van Dyck (Abb.Nr. IV). Die letztgezeigte Form mit hohen Absätzen, ausgekehltem Fußbett und mäßig vorstehendem Horn ist die wohl typischste Darstellungsweise, wie sie auch in der Literatur oft zu finden ist. In einem Anflug von geistiger Umnachtung versuchte sich ein Lehrbursche an dieser Vorlage, wobei ein Produkt herauskam, das wohl den optischen Ansprüchen genügen kann, aber unmöglich ein praktikables Utensil zum täglichen Gebrauch genannt werden kann (Abb.Nr. V).
Nun ist es nicht so, daß Trippen nur uns Mitteleuropäern bekannt wären!
Nachdem ich den Orient durchreiste und so nach Kairo kam, gewahrte ich, daß auch die Araber und Muselmanen eine selbige Konstruktion unter die Füße zu spannen wissen als es bei uns Gewohnheit ist.
Bei einem meiner vielen Streifzüge durch den Souq von Kairo fand ich im Viertel, wo auch andere Holzwaren aller Art hergestellt werden, eben einen Handwerker, der eine Art von Trippen zu fertigen wußte, die ganz erstaunlich unseren mittelalterlichen gleichen. Der geneigte Leser möge sich zur Illustration der Abbildung Nummer VI zuwenden, um sich zu überzeugen, daß ich die Wahrheit spreche.
Diese Entdeckung nahm ich nun zum Anlasse, auch bei anderen Kulturvölkern – wenn auch anderen Glaubens – nach derlei Übereinstimmungen Ausschau zu halten.
Als erstes kamen mir bei meinen Nachforschungen Berichte zu Ohren, daß im fernen Nippon, das am Rande der Welt liegt, Holzbrettchen unter die Füße geschnallt würden, die wiederum auf zwei Querbälkchen ruhten. Die Bewohner dieses Landes gaben diesen Trippen den Namen geta. Die Vornehmeren unter ihnen trügen entsprechend höhere getas, was mich auf den Gedanken brachte, hier eine Ursache für das Wort „höhergestellt“ gefunden zu haben. Nach Geschlecht gäbe es auch Unterschiede in der Ausführung. Nach langem Suchen fand ich einen Händler, der mir wenigstens einige Bilder anfertigte und vermachte, die ich nun hiermit denen zugänglich mache, die Interesse daran haben ( Abb. Nr. VIIa und VIIb ).
Doch auch in den südlichen Landen der Welt fanden sich noch weitere Beweise für meine Annahme, denn von Ägypten nach mittag liegt das weitgehend unbekannte Reich Sudan, von wo ein in eigener Sache reisender Angelsachse mir Beschreibung und Abbild einer überaus kunstvollen Ausführung brachte. In seinen eigenen Worten beschrieb er mir die Sache so: „Diese Schuhe sind im Sudan gemacht und erdacht vom Volke der Nuba, um sich vor Infektionen zu schützen, die durch den Guineawurm drohen. Sie [die Schuhe] besitzen eine verlängerte Spitze auf zwei hölzernen Stützen.“
Ein Blick auf die Sache (Abb.Nr.VIII) stellt die hierbei aufkommenden Unklarheiten richtig. Auch diese Art hat also im vorderen Bereich des Fußes eine Lederschlaufe, die den Fuß am Gestell hält während des Laufens. Auffallend das lange Horn.

Und so ließe sich diese Liste sicherlich noch weiter fortführen, was bei nächster Gelegenheit geschehen muß, denn mich zieht es vorerst wieder ins Ägypterland!

Loke Klingsor

zum Teil I