Beschreibung
Schalen, gemahlen
färbt braun
Geschichtliches samt RezeptMittgard – Heidentum und Mittelalter
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Mittgard
Ines Hardy
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Die Walnuß
Der Walnußbaum kann 15 – 25 m hoch werden und bis zu 160 Jahre alt. Seine Heimat war wohl das östliche Mittelmeergebiet und wurde erst von den Griechen nach Europa und dann von den Römern als Kulturpflanze „Juglans regia“ (königliche Nuss des Jupiter) im ganzen Mittelmeergebiet bis in die Alpen verbreitet. Die Germanen nannten sie dann im 5./6. Jh. Walnuß, d.h. „welsche Nuss“, weil sie sie von ihren südwestlichen Nachbarn, dem keltischen Stamm der Walhoz = Welschen, kannten.
Plinius berichtet um 77 n.0 von einem pontischen Geheimrezept nach dessen Einnahme man an diesem Tag vor Vergiftungen geschützt sei. Dafür solle man 2 Walnüsse mit 2 Feigen und 20 Rautenblättern und etwas Salz in einem Mörser zerstoßen. Dieses Rezept wurde bis ins 18.Jh. hinein als Schutz vor Gift und der Pest empfohlen.
In der Signaturenlehre setzte man die Walnuß mit dem Gehirn gleich, was in einigen Märchen Erwähnung findet. Bei den Römern war die Walnuß Symbol für Fruchtbarkeit und es gab einige Hochzeitsbräuche um sie. Die Germanen übernahmen das und weihten die Nüsse Frey und Freyja. Die Nüsse wurden vom Bräutigam unter die Gäste geworfen und gaben sie beim Aufprall einen hellen Klang verhieß das eine glückliche Ehe. Die Germanen mischten dabei unter die Nüsse auch Haselnüsse, da die Walnuß doch sehr selten und kostbar war. Archäologen fanden vorallem in Süddeutschland Walnüsse in Gräbern und bei Brandopfern. Die Christen hingegen sahen in der Walnuss ein Symbol für Wollust und Sünde…
Den größten Nutzen des Baumes sieht man in den Früchten. Sie haben einen sehr hohen Nähr- & Sättigungswert und sind gerade bei einer fleischlosen Diät eine wertvolle Ergänzung. In der Weihnachtszeit sind sie kaum weg zu denken. Man backt vielerlei Kuchen und Plätzchen, bereitet Süßspeißen und Liköre. Man kann die Nüsse z.B. einfach in flüssigen Honig einlegen und naschen. Oder:
Nußlikör
30 grüne halbreife Nüsse kleinschneiden und mit etwas Zimt & Nelken auf 1 Liter 96%igen Alkohol ansetzen. 4-6 Wochen stehen lassen und dabei täglich schütteln. Danach filtrieren und mit abgekochten Zuckerwasser solange vermischen, bis der Likör 35-40%Alkohol hat.
In der Volksmedizin wurden auch die Blätter gegen vielerlei Leiden genutzt: Erkältungskrankheiten, Zahnfleischentzündung, Magen- & Darmentzündung, Skrofulose, Rheuma & Gicht. Diese Wirkung beruht wahrscheinlich auf den sehr hohen Vitamin C-Gehalt der Blätter. Außerdem enthalten Blätter wie auch die grünen Schalen ein ätherisches Öl, das die Blugerinnungsfähigkeit erhöht, aber auch die Durchblutung der Haut fördert, weshalb es mit Erfolg bei Hautkrankheiten eingesetzt wird.
Sitzbad gegen Hämorrhoiden
Man mischt zu gleichen Teilen Walnußblätter und Eichenrinde und gibt davon 1 EL auf 1 Liter Wasser, bringt alles 3- 5 Minuten zum Sieden und nimmt dies als Sitzbad.
Mit den Walnußschalen kann man mit Kindern die schönsten Sachen basteln. Doch den größten Nutzen haben sie als natürliches und einfachstes Färbematerial, wobei es gleichgültig ist ob man frische grüne Schalen oder braune getrocknete verwendet. Wichtig bei beiden ist, bei der Verarbeitung Handschuhe anzuziehen, da der Saft der Walnuß auch ohne jegliches Beizmittel sofort färbt und man die Flecken kaum noch heraus bekommt. Weshalb man mit Walnüssen die schönsten Brauntöne hin bekommt. Durch ihre einfache Handhabung sind Walnüsse gerade für Färbeanfänger sehr zu empfehlen.
Braun mit Walnußschalen
Für 1kg Wolle braucht ihr mind. 2 kg Walnußschalen. Wenn ihr mehr habt, wird die Farbe intensiver. Legt diese Schalen 2-3 Tage in Wasser ein. Nach diesen Tagen legt ihr die Wolle dazu und laßt es nocheinmal 1-2 Tage stehen. In diesen beiden Tagen solltet ihr die Wolle ab und zu bewegen und darauf achten, daß die gesamte Wolle immer unter Wasser ist. Dann könnt ihr die Wolle herausnehmen, spülen und trocknen. Mit den restlichen Sud kann man noch 2x warm färben, indem man die Schalen auskocht, dann ein halbes Kilo Wolle eine halbe Stunde mitkocht. Das Braun wird mit jeden Mal allerdings heller.
Das Holz des Walnussbaumes ist ein wertvolles Edelholz, das bevorzugt für Drechselarbeiten und zur Möbelherstellung genutzt wird. Durch die warme und interessante Maserung wird es vorallem als Furnierholz gern verwendet. Da echtes Walnußholz allerdings selten und kostbar ist, wird heutzutage als Nussholz meist oberflächlich ähnlich aussehende Holzarten vermarktet, wie z.B. afrikanischer Nussbaum. Das liegt daran, daß sich Walnußbaum-Anbau zur Holzproduktion kaum lohnt. Das seltene Walnußbaumholz stammt meist von ehemaligen Fruchtbäumen, die dann komplett samt Wurzel ausgegraben werden müssen. Die Forstwirtschaft setzt auf schnellwachsende gerade Holzsorten, was bei der Walnuß aber nicht gewünscht ist, weil gerade die langsam verwachsenen und astreichen Stämme mit ihren Knollen im unteren Stammbereich die gewünschte Holzmaserung für die Furniere liefert. Außerdem gibt der Baum über die Blätter den Hemmstoff Zimtsäure ab, was verhindert, daß unter einem Walnußbaum irgendetwas anderes wächst. Man sollte es ich also gut überlegen, ob und wohin man sich im Garten einen Walnußbaum pflanzt! Allerdings geben die Blätter, wenn sie unter dem Baum verrotten, auch soviel Gerbstoffe ab, daß das wiederum Fliegen und andere Insekten vertreibt, weshalb man früher den Baum gern neben den Misthaufen oder der Latrine gepflanzt hat.